150. Vom letzten Herrn auf Altenburg.

Die Edlen auf dem Schlosse Altenburg bei Simmerberg waren gegen die Untertanen gar gestrenge Herren, und besonders der letzte ihres Stammes soll sie hart bedrückt und bedrängt haben, weshalb er aber auch ein schlimmes Ende fand. Lange Zeit war er vor seinen eigenen Leuten des Lebens nicht mehr sicher, so daß er sich nicht mehr öffentlich blicken lassen durfte und seine Zuflucht zu Vermummung und allerlei List nehmen mußte, um den Nachstellungen seiner vielen Feinde zu entgehen, wie er denn auch seinen Rossen die Hufeisen habe verkehrt aufnageln lassen, daß ihre Spuren sie täuschen. Zuletzt ward aber seine eigene Haushälterin an ihm zur Verräterin, indem sie ein Paar rote Strümpfe an das Fenster aufhängte, in dessen Nähe der Burgherr seine Mahlzeiten einnahm. Auf dieses verabredete Zeichen soll er dann durch das Fenster meuchlings erschossen worden sein.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 150, S. 154.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.