163. Muetisheer bei Albers.
An Sommerjohanni vernahm ein Bauer von Albers bei Gospoldshofen, wie er ins Bett ging und die Läden zumachen wollte, ein wildes Durcheinander von Schreien, Pfeifen, ein Sausen und Brausen in der Richtung Albers zu. Es ging diese Geschichte hinter Albers hinum durch den Boden eines Bauernhauses. Auf dem Gange riß es die Knechte aus den Betten. Die Betten selbst flogen vorn vom Haus zu den Fenstern hinaus den Hof hinab. Von da zog es weiter über den Winterösch, den Berg hinauf an der entgegengesetzten Seite. Auf dem Berge droben war noch einer, der heim wollte. Hörte das Muetisheer kommen, legte sich schnell mit kreuzweis übereinander geschlagenen Armen auf den Boden. Das Muetisheer zog über ihn hin. Des andern Morgens sah man die ganze Strecke, wo das Muetisheer durchzog, bis dem Berg zu, in dem bereits geschossen Korn- und Roggenfeld eine lange Furche dahinlaufen, wie wenn man mit einer Anzahl abgehauener Baumäste durchgegangen wäre.
Im Wurzachried [Wurzacher Ried] hörte es mal ein Hirtenbube hoch
in den Lüften kommen, wie wenn hundert Glocken läuteten, wie
sie seine Kühe anhatten. Bald war's schöne, schöne Wolkenmusik,
bald fürchterliches Lärmen.
Quelle: Allgäuer
Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München
1914, Nr. 163, S. 170.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.