Die gefrorenen Trauben
Anno 1370 in der elftausend Mägdenacht (21. Oktober), da gefror
der Wein an den Reben, daß er so hart war wie ein Stein. Im gleichen
Jahr fand man noch nach Weihnachten Wein, der noch unvergoren war, als
ob er erst wäre geherbstet worden. Kurz, man beobachtete, daß
Trauben, die man abbrach, so hart waren, daß man sie vor Gefröre
nicht zerbeißen konnte und trotzdem waren sie reif genug. Da warf
man sie in einen Kessel mit heißem Wasser, ließ sie darin
auftauen und konnte sie so essen. Dieser Wein aber war bis Mitte des Sommers
so süß, als liefe er eben erst aus der Kelter.
Quelle: J. Waibel
und Hermann Flamm, Badisches Sagenbuch. Abt. 1: Sagen des Bodensees, des
oberen Rheintals und der Waldstädte. Freiburg 1898, S. 164