WEIßE UND SCHWARZE ERDMÄNNLE

In Ebhausen, zwischen Nagold und Altensteig, gab es früher Erdmännle, die sahen schneeweiß aus. Sie arbeiteten in der Nacht für die Menschen, mahlten das Korn, backten das Brot, fütterten das Vieh und dergleichen. In Nagold hat man diese kleinen Leute "Zwergle" genannt und erzählt, dass sie teils die Menschen sehr quälten, teils im Haus wie auf dem Feld jede Arbeit für sie verrichteten.

Zum Lammwirt in Neubulach kamen bei Nacht immer zwei Erdmännle oder Bergmännle und backten ihm das Brot. Er brauchte abends nur das Mehl hinzustellen, so war am andern Morgen das Brot fertig. Einmal belauschte er sie bei ihrer Arbeit und sah, dass sie ganz nackt waren und große Augen hatten. Ihre Hautfarbe war schwarz wie die eines Mohren. Dem Lammwirt tat dies Leid, dass sie so nackt waren, und er ließ zwei Kleider für die Erdmännle machen und legte sie ihnen auf die Backmulde. Am folgenden Morgen waren die Kleider zwar fort, aber die Erdmännle auch und sie kamen nie wieder. Er hatte sie ausgezahlt, was sie nicht leiden konnten; denn sie wollten ihre Dienste umsonst tun.


Quelle: Friedrich Heinz Schmidt-Ebhausen, Schwäbische Volkssagen, 1966