Johann von Bodman

Um das Jahr Christi 1308 lebte Johann von Bodman, des uralten adligen Geschlechts am Bodensee, welcher in seiner Jugend ganz wunderlich bei dem Leben erhalten worden. Das hat sich also zugetragen. Es kam ein Schwarzkünstler und fahrender Schüler an diesen Ort, welcher dem Herrn zugesagt und versprochen, er wolle durch seine Kunst zuwege bringen, daß forthin in dieser Gegend um den Bodensee herum kein Nebel oder Reif den Weinreben mehr Schaden bringen solle, welches man ihm aus vorgehenden Taten geglaubt und große Freud gehalten.

Als nun das ganze Hausgesind mitsamt den Junkern fröhlich getanzt, schlug unversehens ein feuriger Strahl in das Schloß, so daß es an allen Orten anfing zu brennen. Daselbst sind sieben Edelmänner mitsamt dem Hausgesinde, Knechten und Mägden jämmerlich zugrundegegangen. Zu dieser Stund erbarmet sich die Säugamme gar sehr ihres jungen Kindes, und weil sie besseres nit mögen, erwischte sie einen ehernen Hafen, setzt das Kind darein, machte viel Tücher zu Ring um es, damit es wohl befestigt wurde, und warf es von einem hohen Turm über das Schloß hinaus, da es dann auch am Leben erhalten und von dem zulaufenden Volk erkannt und hingetragen worden. So war Johannes allein von diesem Geschlecht damalen überblieben, ward auch in allen Tugenden auferzogen. Sobald er auch erwachsen, ist er dem kaiserlichen Feldlager nachgezogen und hat sich dermaßen wohl gehalten, daß er zum Ritter geschlagen worden. Nach diesem kam er wieder heim, erneuerte seiner Vorfahren Wohnung und hielt sich so löblich, daß ihn jeder sehr geliebt. Es sind alle seine Nachkommen aber von ihm her Johannes geheißen und in dem Kloster Salmannsweiler ehrlich zur Erde bestattet worden, da dann diese Historien an eine Tafel gemalt.

Quelle: J. Waibel und Hermann Flamm, Badisches Sagenbuch. Abt. 1: Sagen des Bodensees, des oberen Rheintals und der Waldstädte. Freiburg 1898, S. 133 f.