Heiligkeit des Sonnabends.
Am Freiamt bei Emmendingen arbeitete eines Samstagabends ein Bergmann
allein in der Grube Silberloch. Auf einmal hörte er hinter sich,
auf einem zugedeckten alten Schacht, gehen und den dort stehenden Schubkarren
hin und her werfen. Da er niemand erblickte, eilte er erschrocken aus
der Grube. Von seinem gewöhnlichen Mitarbeiter, dem er das Ereigniß
erzählte, wurde er, wegen seiner Furcht, tüchtig ausgelacht.
Als nun jener am nächsten Samstagabend im Silberloch beschäftigt
war, vernahm er auch das Gehen, blieb aber ruhig und arbeitete fort. Bald
darauf erblickte er einen Schein, schaute um, und sieh! da kamen mehrere
Geister mit brennenden Lichtern vom Schacht her auf ihn zu. "Seid
ihr böse Geister, so weichet von mir; seid ihr aber gute, so zeiget
einem armen Bergmann reiche Anbrüche!" sprach er zu ihnen; allein
einer der Geister packte ihn an der Achsel und warf ihn zehn Klafter weit,
daß er die Besinnung verlor. Aus diesem Zustand erweckte ihn erst
spät in der Nacht sein Genosse, der, um ihn zu suchen, in die Grube
kam, und beide faßten nun den festen Vorsatz: den Sonnabend nie
mehr durch arbeiten zu entheiligen. An der Achsel, wo der Mann von dem
Geist ergriffen worden, behielt er sein Leben lang ein zeitweises Zittern.
Quelle: Bernhard Baader, Volkssagen aus dem Lande Baden
und den angrenzenden Gegenden. Karlsruhe 1851, Nr. 68.