Kuchenhännsle (Küchenhanns).
Der sogenannte Kuchenhännsle war Burgherr zu Staufen und die Plage
seiner Unterthanen. Häufig ließ er dieselben an den Pflug spannen
und so bis Altbreisach ackern. Auf die Jagd war er so erpicht, daß
er selbst an Sonn- und Feiertagen während des Gottesdienstes ihr
oblag. Ein Krotzinger Acker, auf dem er beim Jagen häufig seine Küche
errichtete, heißt davon noch jetzt der Kuchengarten. Zur Beicht
und Kommunion ging der Burgherr nicht, und als er es einmal mußte,
nahm er die heilige Hostie aus dem Munde, hängte sie an einem Baum
des Waldes auf und durchschoß sie. Endlich empfing er seinen Lohn,
indem er vom Zimmerpeter (Zimmermann Peter) in Staufen, dessen junge Frau
er verführen wollte, mit der Axt erschlagen ward. Seitdem spukt er,
bei Tag und Nacht, weit und breit in der Gegend. Von einer Meute Jagdhunde
umgeben, reitet er bald auf einem dreibeinigen Schimmel, bald fährt
er in einer mit vier Rappen bespannten Kutsche, die von einem schwarzen
Mann gelenkt und von zwei solchen Reitern begleitet wird. Pfeilschnell
geht es über den Boden oder durch die Lüfte, und dabei ertönt
der Ruf des Kutschers, das Getrappe der Rosse, das Gerassel des Wagens,
das Gebell der Hunde. Vom Zimmerpeter sind noch Nachkommen und Haus in
Staufen vorhanden.
Quelle: Bernhard Baader, Volkssagen aus dem Lande
Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlsruhe 1851, Nr. 39.