Die zwei Nonnen zu Kirchhofen.
Bei der Verbrennung Kirchhofens durch die Schweden ward auch das Frauenkloster
neben der Kirche angezündet. Zwei Nonnen flüchteten sich unter
das Dach des Kirchthurms; aber bald stand er ebenfalls in Flammen. Da
riefen sie die Muttergottes um Hülfe an und gelobten ihr, wenn sie
gerettet würden, die Gebeine ihrer vielen erschlagenen Mitbürger
in einer Kapelle auf dem Gottesacker aufzusetzen. Sogleich erblickten
sie auf dem Kirchhofe, mitten unter den Feinden, die heilige Jungfrau;
sie hatte die Schürze ausgebreitet und winkte ihnen, hineinzuspringen.
Voll Zuversicht thaten sie es, eine nach der andern; sie blieben unversehrt
und ungesehen und entkamen glücklich aus dem Dorfe. Erst nach sieben
Jahren konnten sie dahin zurückkehren, wo sie auf dem Gottesacker
die neugebaute Michelskapelle fanden. Ohne Säumen ließen sie
nun die Gebeine der dreihundert Erschlagenen ausgraben und setzten sie
in dem unterirdischen Gewölbe der Kapelle so schön auf, daß
Jung und Alt sich daran erbaute.
Quelle: Bernhard Baader, Volkssagen aus dem Lande
Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlsruhe 1851, Nr. 42.