Hexe als Schwein.
Einen Mann von Waldkirch trieb eines Samstagabends eine unerklärliche
Angst von Haus in den Wald. Während er ohne Ziel darin umherstrich,
ward es finstere Nacht, es kam ein schweres Gewitter, und er wußte
zuletzt nicht mehr, wo er sich befand. Da kletterte er, als das Wetter
vorüber war, auf einen hohen Baum und entdeckte von da Licht, auf
welches er, nachdem er herabgestiegen, zuging. Er gelangte an ein einsames
Haus, durch dessen Ladenritze Licht schimmerte, und durch welche er in
eine Stube schaute, wo in einem Kreise von Weibern der Teufel stand. Dieser
fragte jede, welche böse That sie am verflossenen Tage vollbracht
habe; alle konnten eine solche angeben, außer eine alte Frau, in
welcher der Mann seine Schwiegermutter erkannte. Zur Strafe wurde ihr
vom Teufel auferlegt, am nächsten Morgen als Schwein ihr Enkelchen
aufzufressen. Da dieses kein anderes als des Mannes Kind sein konnte,
so erschrack derselbe sehr und eilte, was er konnte, nach Hause. Am Morgen
sagte er zu seiner Frau, welche in die Messe ging, er sei krank, und sie
möge für ihn auch im Hochamte bleiben. Als er allein war, band
er das Kind in der Wiege fest, holte einen starken Prügel und legte
sich, voll Erwartung, aufs Bett. Kaum hatte es in's Amt zusammengeläutet,
so lief ein großes Schwein in die Stube und auf die Wiege los. Geschwind
sprang der Mann hinzu und schlug mit dem Prügel so heftig auf das
Schwein, daß es nur mit der größten Anstrengung sich
noch wegschleppen konnte. Sobald des Mannes Frau aus der Kirche kam, wurde
sie zu ihrer Mutter gerufen, die sie im Bette und so übel fand, daß
sie eilig den Pfarrer rufen ließ. Demselben beichtete noch die Kranke,
verschied aber, ehe sie die Kommunion empfangen. Gleich darauf wurde der
Leichnam kohlschwarz. Bei der Beerdigung war der Sarg anfangs außerordentlich
schwer, zuletzt aber ganz leicht, und als er, üblicher Weise, auf
dem Kirchhof noch einmal geöffnet wurde, enthielt er, statt der Leiche,
lauter Hobelspäne. Nun bereute der Mann sehr, an dem unseligen Tode
seiner Schwiegermutter schuld zu sein.
Quelle: Bernhard Baader,
Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlsruhe
1851, Nr. 75.