Der bescheidene Konrad......

Vor langer, langer Zeit lebte der Konrad mit seiner Familie in einem kleinem Holzhaus. Mitten im Bruderwald, hoch über Schwaz gelegen.

Der Konrad stand seit vielen Jahren in den Diensten der Schwazer Silberbergwerke.

Tag für Tag, früh am Morgen, noch bei Dunkelheit, machte sich der wackere Knappe auf den Weg ins Tal, um im Bergwerk sein hartes Brot zu verdienen.

Am Ende jeder Woche gab es gewöhnlich einen ganzen Gulden als Lohn. Doch- die Zeiten waren schlecht geworden, die reichen Silberfunde blieben aus und die Gewerken konnten die Löhne nicht mehr voll auszahlen.

Den Konrad schien es nicht sonderlich zu rühren, er meinte nur : "s`wird schon reichen..." und machte sich an die Arbeit.

Als er am Abend, müde und mit schmerzenden Gliedern, wieder nach Hause kam, stand seine Frau weinend am Herd. Der Konrad bemerkte dies und fragte :

"Was hast Du denn? Warum weinst Du?"

"Das Essen ist mir verbrannt, jetzt hab`ich nur noch Brot und etwas Käse! Was soll ich nur tun?"

Konrad strich seiner Frau über den Rücken und sagte in seiner ruhigen Art: "Mach Dir keinen Kummer....es wird schon reichen!"

Der Konrad teilte den Käse, nahm den Laib Brot, ritzte drei Kreuze hinein, murmelte ein Gebet und machte sieben kleine Häuflein daraus. Drei für die kleineren Kinder, zwei für die größeren und je eines für seine Frau und für sich.

Nach dem Essen, als die Kinder im Bett waren, setzte sich der Konrad mit seiner Frau , wie jeden Tag, auf die kleine Bank vor dem Haus. Und, wie jeden Tag, stopfte er bedächtig eine Pfeife und rauchte sie, schweigend und genüsslich.

Als er sich erhob, um wieder ins Haus zu gehen, gewahrte er in der Dämmerung zwischen den Bäumen eine gebückte Gestalt. Zögernd ging er näher, und da sah er ein altes Weiblein, welches auf einem Baumstumpf saß..

Er sprach sie an:

"Was ist mit Dir, Mütterchen? Hast Du Dich verlaufen? Findest wohl nicht mehr heim! Solltest heut nacht bei uns bleiben.....Komm` - komm mit in die gute Stube!"

Wortlos folgte ihm alte Frau und setzte sich müde nieder. Der Konrad ging zum Brotkasten, öffnete ihn, nahm das letzte Stück Brot heraus und gab es dem Weiblein.

"Ist alles, was heut` noch da ist..." ,

sagte der Konrad und holte noch einen Becher Wein aus der Speis....

"Vergelt` s Gott! ",

sagte die Frau, verspeiste langsam und andächtig das Brot, trank den Wein, und bald darauf war sie eingeschlafen.

Der Konrad legte die Frau auf die Ofenbank, deckte sie zu, dann ging auch er schlafen.....

Am nächsten Morgen war die Frau verschwunden.

"Seltsam", dachte der Konrad, " wer mag sie wohl sein?"...
Dann machte er sich wieder auf den Weg zur Arbeit.

Am Abend, als er wieder nach Hause stapfte, müde, ausgelaugt und naß, liefen ihm seine Kinder und seine Frau aufgeregt entgegen.

Sie plapperten alle durcheinander, er verstand kein Wort, sie packten ihn am Rock und an den Händen und zogen ihn in die Hütte..... Der Tisch war voll mit Brot und Käse, Speck und Fleisch, Äpfeln und Birnen, und da waren auch noch sieben Laib Brot....

Der Brotkasten aber war voller silberner Taler.

Da hatte die Not ein Ende, und auch im Bergwerk ging es wieder bergauf! Tief im Falkenstein hatten die Knappen eine gewaltige Erzader angefahren, voll mit Silber und Kupfer......

Der Konrad glaubte nun, zu wissen, wer die alte Frau gewesen war.

Am nächsten Zahltag , diesmal gab es zwei ganze Gulden (!), ging er in die Pfarrkirche und spendete eine wunderschöne Kerze für die Heilige Barbara.

Fünf Fuß war sie hoch, die Kerze, und einen Zentner schwer. Ganz schön teuer war sie auch, die Kerze.

Dem Konrad blieben nur noch dreißig Kreuzer. Er blickte auf die Münzen, lächelte und sagte: " Es wird schon reichen!"............


GLÜCK AUF !!!!!

Quelle: Günter Rieder, Schwaz, Dezember 2003, E-Mail-Zusendung vom 12. September 2005