Das Begräbnis der Katze
Ich habe diese Geschichte
von meinem Onkel erst kürzlich erzählt bekommen. Er war in Wien
und redete und lachte mit Freunden. Einer von ihnen erzählte dann
folgende Geschichte:
Eine alleinstehende
Wienerin wohnt in einer kleinen Stadtwohnung, geht arbeiten und plaudert
und streichelt am Abend vor dem Fernseher ihre Katze. Am Wochenende fährt
sie oft in ihr kleines Schrebergartenhäusel, wo sie sich dem Stadtrummel
entzieht und sich entspannt.
An einem normalen Arbeitstag kommt sie nach Hause und findet ihre Katze
tot am Boden liegend vor. Da sie die Katze so gern gehabt hatte, beschliesst
sie sie am Wochenende in ihrem Schrebergarten zu begraben. Da es aber
noch ein paar Tage bis zum Wochenende dauert, überlegt sie sich als
Zwischenlagerungsmöglichkeit für die Katze die Gefriertruhe.
Am Wochenende nimmt sie die gefrorene Katze aus dem Eis und gibt sie in
ein Billasackl. Sie fährt mit der Strassenbahn zum Schrebergarten
und als sie ankommt und in den Sack schaut, findet sie zwei Brathendln
vor!?
Da erinnert sie sich
dunkel und mit Gram an das Billasackl vom Sitznachbar in der Strassenbahn.
Quelle: E-Mail-Zusendung
11. November 2002 von Kathlen Hammerle.
Variante:
Diese Geschichte ist nicht so ganz neu, ich hörte sie schon von
meinen Vater, der 1958 gestorben ist. Da ging es um einen Mann, dessen
Katze gestorben war und der das tote Tier den Fluten der Donau übergeben
wollte.
Also machte er ein Paket und fuhr mit dem D-Wagen nach Nußdorf.
Das Paket legte er in die Ablage, die bei den alten Straßenbahngarnituren
über den Sitzen angebracht war. In Nußdorf wollte er noch einen
letzten Blick auf seine Katze werfen, bevor er das Paket in der Donau
versenkte - und fand ein Brathendl und Brot und Gurkensalat drinnen. In
der Nachkriegszeit war es üblich, zum Heurigen eigene Speisen mitzunehmen
und nur den Wein beim Wirten zu kaufen - und ich, damals vielleicht acht
Jahre alt, lachte sehr bei dem
Gedanken, wie da eine fröhliche Heurigenpartie dreingeschaut haben
muß, als sie die tote Katze als Heurigenproviant auspackten...
Quelle: E-Mail-Zusendung von Paul Baumann, 1. Mai 2005
Variante:
Die Zehn-Euro-Katze
Diese Geschichte erzählte mir ein Kollege. Sie ist "wirklich" der Bekannten eines Freundes seines Vaters passiert:
Vor nicht allzu langer Zeit verstarb die geliebte Katze besagter Freundin an Altersschwäche. Nun sollte das liebe Tier seinen letzten Weg nicht zur Tierkörperverwertung antreten sondern würdig begraben werden. Da die trauernde Hinterbliebene aber als Bewohnerin einer Stadtwohnung kein Stückchen Grün besitzt, fand sich eine Freundin am Stadtrand, die sich bereit erklärte, das tote Tier in ihrem Garten begraben zu lassen.
Die Dame suchte also nach einem passenden Transportbehälter und packte den Kadaver in den Verpackungskarton des Laptops, den sie vor Kurzem erstanden hatte.
Diesen Karton unter den Arm fuhr sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihrer Bekannten. Sie saß also in der Strassenbahn, den Laptop-Karton auf dem Schoß, als ein Mann neben ihr in intensiv der Geldbörse zu kramen begann. Kurz vor einer Haltestelle fregte er, ob sie einen Zehn-Euro Schein wechseln könne und hielt ihr einen Geldschein vor die Nase. Die Frau griff nach dem Schein. In diesem Moment schnappte sich der Mann die Laptop-Schachtel und flüchtete durch die Türe der Strassenbahn ins Freie.
So verhalf das treue Tier seinem Frauerl noch nach seinem Tod zu einem Gewinn.
Quelle: E-Mail-Zusendung von Harald Hartmann, 4. Juni 2007
Variante:
Der Hasendieb
Warum sich Verbrechen nicht auszahlt
Ihre Freunde wissen bereits, was Carmen in Linz widerfahren ist. Ihr Erlebnis könnte aber auch für breitere Leserkreise von Interesse sein. Möglicherweise spricht es sich sogar unter Dieben herum. Dann wäre ihr Haustier, ein Hase, nicht sinnlos verstorben.
Vom Tierarzt erfuhr sie, was mit dem toten Tier zu geschehen habe. Nach dem Schock über den Tod und der Trauer über den Verlust nun auch noch dieses hässliche Wort für die ernüchternde letzte Station: "Tierkadaverentsorgung". Sie packte den toten Hasen in ein Plastiksackerl. Nein - so konnte sie ihn unmöglich öffentlich transportieren. Also räumte sie ihre Laptoptasche aus und gab das Sackerl hinein. Man möge sich in Carmen hineinfühlen, wie es ihr in der gut besuchten Straßenbahn mit ihrem Gepäckstück ergangen ist. Jedenfalls wollte sie weder an den Inhalt denken, noch die Tasche in der Hand halten. Sie stellte sie neben ihren Beinen ab und zählte die Minuten, bis das Ziel erreicht war. Als sie sich zum Ausstieg bereitmachte, - fehlte die Laptoptasche. Jemand hatte sie gestohlen.
Mit der Vorstellung, was in dem Dieb vorgegangen sein muss, als er die Tasche öffnete, wollen wir Sie jetzt allein lassen.
Quelle: Daniel Glattauer, in: Der Standard, Printausgabe, 17. November 2007; freundlicher Hinweis von Stefan Dietrich;