BAD KOCHENMOOS

Staben bei Naturns, Vinschgau, Südtirol

Im Vinschgau, dieser archaischen und herben Landschaft zwischen der ins Burggrafenamt hinabgeleitenden Töllstufe und dem Etschursprung, hat es einst mehrere sehr beliebte Badein gegeben. War man von Meran über die Toll heraufgestiegen, erreichte man bald am rechten Ufer der Etsch Bad Egart (506 m). Nach mancher Meinung schon in römischer Zeit, sicher aber seit 1430 in Gebrauch, bezeichnete es der Meraner Stadtphysikus Dr. Franz Feyrtag de Festis als heilsam gegen 29 Krankheiten. Obschon sich Bad Egart guter Beliebtheit erfreute, wurde der Gast- und Badebetrieb 1970 eingestellt. Eine Kapelle neben dem Badegasthof ist heute ziemlich verwahrlost. Die Quelle versiegt jährlich im September und kommt dann im nächsten Juni wieder.

Bad Salt (1158 m) im Martelltal, einem der reizvollsten südlichen Vinschgauer Seitentäler, hat den Badebetrieb eingestellt und wird als Ferienheim für Jugendliche geführt.

Das im Gemeindegebiet von Tschengls gelegene Bad Schgums (876 m) ist seit 1555 bekannt, als der Lehensinhaber der Tschenglsburg, Graf Fuchs von Fuxberg, sich verpflichtete, dem Landesfürsten bei Begehr das Wasser der Heilquelle umsonst zum Bade zu wärmen. Das Bad verfügte über fünf eisen- und schwefelhaltige Quellen, die zu Bade- und Trinkkuren verwendet wurden. Bad, Gasthaus und Kapelle brannten 1928 ab und wurden nicht wieder aufgebaut. Die Quellen sind versiegt.

Heute ist von allen Vinschgauer Badein allein noch Bad Kochenmoos in der Ortschaft Staben zu Füßen der Burg Juval in Betrieb. Als Örtlichkeit Kuchinmoos 1559 und als Kochlmoos 1578 und 1591 genannt, muß es bald schon auch als Bad besucht worden sein. Denn eine Urkunde von 1695 berichtet, daß "Fetter Nidermayrs Kinder das Kochlmoosgueth innehaben und Grundzins entrichten an Freiherrn Dom. Urban Fieger, und zwar samt dem Padhaus und die Gerechtigkeit haben Wirtschaft zu halten." Dann wird aus der gleichen Familie Matthias Nidermayr als Kochenmooser 1741 erwähnt. Im Jahre 1779 besitzt Peter Tscholl die Kochamoos genannte Behausung samt Stadel, etwas Stall, darunter ein Stöckl Behausung, das Badhäusl betitelt. - Seit 1695 ist Kochenmoos urkundlich als Bad bezeichnet; nach 1860 wurde neben dem Bauernhaus ein neues Badhaus errichtet und später erweitert. So entstand allmählich eine Gastwirtschaft mit 18 Zimmern und zehn Badekabinen.

Brunnen Bad Kochenmoos  © Berit Mrugalska

Brunnen der ehemaligen Heilquelle Bad Kochenmoos
© Berit Mrugalska, 8. März 2004

Im Jahre 1970 verkaufte Ida Breitenberger Bad Kochenmoos an Josef Spornberger aus Bozen. Das neue Wirtsehepaar modernisierte das Gasthaus, das jetzt über einen gepflegten Gastgarten, gemütliche Speiseräume und komfortable Gästezimmer verfügt. Derzeit sind drei modern ausgestattete Badekabinen in Betrieb, der projektierte weitere Ausbau wird in nächster Zukunft erfolgen. Bad Kochenmoos ist ebenso beliebt als Ausflugs- und Einkehrgaststätte wie als Bad, das nicht nur von Gästen der näheren Umgebung aufgesucht wird, sondern auch bundesdeutsche und österreichische, jährlich wiederkommende Kurgäste willkommen heißt.

Brunnen, Detail,  Bad Kochenmoos  © Berit Mrugalska

Brunnen der ehemaligen Heilquelle Bad Kochenmoos, Detailansicht
© Berit Mrugalska, 8. März 2004

Die Schwefel- und Eisenquelle des Bades entspringt unweit der Gaststätte am Fuß des Sonnenberges aus dem Glimmerschiefer in einem Wein- und Obstgarten. Die Temperatur des Wassers beträgt gleichmäßig 13,3 Grad Celsius, für Bäder wird es gewärmt. Es wird sowohl für Trink- wie Badekuren angewendet; das Bad ist ganzjährig geöffnet. Bei Wetterverschlechterung geht von der 50 m vom Haus entfernten Quelle wie vom Brunnen vor dem Haus ein starker Schwefelgeruch aus, der bei gutem Wetter nur schwach wahrnehmbar ist. Das Wasser enthält Kohlensäure, Kalk, Salpeter, Gips und freie Schwefelsäure sowie eine Radioaktivität von 3,3 Mache-Einheiten. Heilkraft besitzt die Kochenmooser Quelle bei Kreislaufstörungen, Rheumatismus, Unterleibs- und Harnleiden, Stoffwechselkrankheiten. Es ist erfrischend, behebt Mattigkeit und tut dem Magen gut.

Heilquelle Bad Kochenmoos  © Berit Mrugalska

Brunnen der ehemaligen Heilquelle Bad Kochenmoos
© Berit Mrugalska, 8. März 2004

Die Umgebung von Kochenmoos ist landschaftlich bestimmt durch den Kontrast der beiden Talseiten, der grünen Hänge der Süd- und kahlen Hänge der Nordseite, durch die Wasserwaale, Reben und Obsthaine und Siedlungen, die noch weitgehend den traditionellen Charakter bewahrt haben. Sehenswerte Kirchen und Burgen laden ein; das Schnalstal mit seiner großen Ursprünglichkeit reicht bis an den Fuß der Ötztaler Gletschergipfel und bietet ganzjährig die Möglichkeit des Skisports.

Quelle: Frass Hermann, Riedl H. Franz, Heilbäder und Heilwässer in Südtirol, Bozen 1979, S. 55 - 58

Bad Kochenmoos bei Staben (Tirol), Besitzer Anton Leimer, jetzt ganz neu eingreichtet, wird wegen guter Kost, Billigkeit und freundlicher Behandlung sehr gerühmt und als Ausgangs- und Endpunkt für die Partie ins Schnalsertal statt Staben empfohlen. Man steigt von da direkt nach Juval, 3/4 Std., und trifft vorher auf den Weg, der von Staben hinaufführt. Postomnibus hält am Bad zwei Mal talaufwärts (1/2 1 Uhr Mittags, 1/2 5 Uhr Nachmittags), zwei Mal talabwärts (3/4 8 Uhr früh, 1/2 2 Uhr Nachmittags). Auch die Quelle genießt Vertrauen, zumal bei Kopfschmerzen.

Quelle: Feuilleton in "Der Alpenfreund, Blätter für Verbreitung von Alpenkunde unter Jung und Alt", Dr. Ed. Amthor, Siebenter Band, Gera 1874, S. 255.

Anmerkung: Der Badebetrieb wurde Ende der 1980er Jahre eingestellt und das neu erbaute Haus wird als modernes Gasthaus weitergeführt.

Restaurant Bad Kochenmoos  © Berit Mrugalska

Restaurant, Bistro, Zimmer, Bad Kochenmoos
© Berit Mrugalska, 8. März 2004

Legende:

Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:


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