Das Sijskij Kloster
© Oksana Fedotova

Teil 1: Geschichte des Hochwürdigen Antonij Sijskij. Die Gründung des Sijskij Klosters.
Teil 2. Das Kloster heute.
Teil 3: Bilder des Sijskij Klosters

Teil 1.
Geschichte des Hochwürdigen Antonij Sijskij. Die Gründung des Sijskij Klosters.

Das Swjato-Troizkij Antoniewo-Sijskij Mönchskloster (das der Heiligen Dreifaltigkeit Antonij-Sijskij Kloster) wurde vom Hochwürdigen Antonij gegründet.

Die Geschichte von Antonij und der Gründung des Klosters selbst ist sehr interessant.
Antonij Sijskij wurde 1475 1) im Dorf Kechta an der Dwina nicht weit von Archangelsk geboren und wurde als Andrej getauft. Nach dem Tode seiner Eltern ging Andrej nach Nowgorod und trat bei einem Bojar 2) in den Dienst. Der Bojar hatte Andrej so gern, dass er ihm seine Tochter zur Heirat gab, die Frau starb aber schon in einem Jahr. Bald darauf starb der Bojar selbst und Andrej blieb allein. Da teilte er sein ganzes Vermögen aus und ging ins Spaso-Preobrazenskij Kloster. Dort wurde er zum Novizen aufgenommen  und ließ sich ein Jahr später zum Mönch weihen, er war damals 30 Jahre alt. Bei der Weihe hat er auch seinen neuen Namen – Antonij - bekommen.   

Im Kloster hat Antonij viel Zeit für Beten und Fasten verbracht. Er ging auch oft ins Krankenhaus und sorgte für kranke Menschen. Dafür wurde Antonij von anderen Mönchen immer mehr verehrt und gelobt. Antonij wollte aber keine Aufmerksamkeit auf sich lenken und beschloss darum, das Kloster zu verlassen und ging mit zwei anderen Mönchen zum Fluss Elez, wo er eine kleine Kirche gebaut hat und 7 Jahre lebte. Aber die  Bauern des in der Nähe liegenden Dorfes hatten Angst, dass das Kloster größer wird und dann ihren Grund einnimmt, und darum versuchten sie Antonij zu verjagen. Er wollte mit ihnen nicht streiten und musste die Gegend verlassen, ging mit anderen Mönchen nach Norden und betete dort, dass Gott ihm auf einen Ort verweist, wo er ein Kloster gründen könnte.

Da begegnete Antonij laut Legende einem Mann, der ihm über die Seen von Sija erzählte und ihn zum Michael-See begleitete. Die Einheimischen erzählten auch, dass sie hier einmal Glocken und Kirchengesang hörten, obwohl die Gegend um diesen See abgelegen war und es da nie eine Kirche gegeben hat.

Das Kloster Antonij Sijskij © Oksana Fedotova

Foto 1. Der Michael-See.
© Oksana Fedotova, 02.Juni 2007

Antonij nahm dies als Gotteszeichen an und als er den See sah, verliebte er sich sofort in diese schöne und ruhige Gegend, dankte Gott und baute Zellen für sich und sechs Mönche (sie waren damals schon zu siebt).

Immer mehr Einwohner benachbarter Siedlungen hörten vom tugendhaften Antonij und kamen, um mit ihm zu beten. Manche baten ihn, dass er sie aufnimmt und zu Mönchen weiht. Und Antonij machte das mit Freude.

So wurde die Anzahl der Mönche immer größer und es kam endlich ein Tag, an dem Antonij zwei Mönche mit einem Auftrag  nach Moskau schickte. Sie sollten den Zaren um Erlaubnis bitten, ein Kloster am Michael-See zu errichten. Die Erlaubnis wurde gegeben und das Kloster wurde gegründet. Es war im Jahr 1525.

Das Kloster Antonij Sijskij © Oksana Fedotova

Foto 2. Das Sijskij Kloster.
© Oksana Fedotova, 02.Juni 2007

Die erste gebaute Kirche wurde der heiligen Dreifaltigkeit geweiht, das Kloster bekam darum den Namen Dreifaltigkeits-Kloster und Antonij wurde sein erster Abt.

Es gibt viele mit dem Namen von Antonij verbundene Legenden. Er hat z.B. dem Ikonenmaler dabei geholfen, die Ikone der heiligen Dreifaltigkeit zu schreiben. Und als die aus Holz gebaute Kirche einmal im schrecklichen Brand völlig zerstört wurde, wurde  die Ikone auf der Brandstelle unverletzt gefunden.

Antonij starb 1556 und wurde 23 Jahre später kanonisiert. Sein Name war zum Namen des Klosters hinzugefügt, das seitdem das der Heiligen Dreifaltigkeit Antonij-Sijskij  Kloster hieß.

Insgesamt wurden im Kloster vier Kirchen aus Stein und zwei Kirchen aus Holz gebaut. Im 17.Jahrhundert war das Kloster schon sehr groß und reich, es besaß viel Boden an der Nördlichen Dwina und an der Küste des Weißen Meeres, viele Dörfer und auch Salzsiedereien bei Archangelsk, aus denen jährlich etwa 80.000 Pud 3) Salz in andere nördliche Städte gebracht wurden. Das Kloster öffnete auch seine Klosterhöfe 4) in Moskau, Wologda und Archangelsk.
Im Kloster funktionierten eine kleine Druckerei, Stich- und Ikonenwerkstatt und es wurden dort viele Bücher geschrieben.

Im 18.Jahrhundert hat das Sijskij Kloster infolge der vom Staat durchgesetzten Verweltlichung von Kirchenvermögen viel Grund verloren, die Anzahl der Klosterbrüder ging mit jedem Jahr zurück. Das Kloster ist in Verfall geraten.

Am Anfang des 20.Jahrhunderts hat das Sijskij Kloster das Schicksal vieler anderer Klöster und Kirchen geteilt. 1920 war hier ein Jugendwerkhof, später ein Erholungsheim für die Arbeiter der Holzindustrie, dann das Heim für behinderte Kinder, das Altersheim, das Pionierlager. Die Klosterbauten wurden langsam zerstört.

Erst 1992 hat man das Kloster der Russischen Orthodoxen Kirche zurückgegeben und da begann seine Wiederaufrichtung. Die erhalten gebliebenen Kirchen werden allmählich restauriert, 1995 wurde die Ikonenwerkstatt wieder eröffnet, 1997 – der Klosterhof in Archangelsk.

Das Kloster hat auch eine einmalige Bibliothek erhalten, die aus 340 von Hand geschriebenen und 200 gedruckten alten Büchern besteht. Diese Bücher befinden sich heute teilweise im Archangelsker Stadtarchiv, teilweise in Moskau. Man spricht auch vom Projekt des Klosters und der Archangelsker Wissenschaftlicher Dobroljubow-Bibliothek zur Digitalisierung der besonders wertvollen Bücher. Das älteste von diesen Büchern wird 1339 datiert und wiegt über 20 kg. 

1. In verschiedenen Quellen werden verschiedene Lebensjahre von Antonij Sijskij angegeben, ich habe aber alle Jahrangaben einer kleinen Broschüre „das Leben vom Hochwürdigen Antonij Sijskij“ entnommen, die vom Kloster herausgegeben wurde.
2.  Der Bojar – der altrussische Adlige; zuerst wurde der Titel verliehen, später geerbt. Als Klasse der Gesellschaft wurde bojarstwo vom Peter 1. Anfang des 18.Jahrhunderts abgeschaffen.
3. Pud – das alte russische Gewichtsmaß, 1 Pud = 16,3805 kg
4. Der Kirchenhof (russisch „podworje“) - veraltet, eine Art Hotel für Geistliche mit einer Kirche oder einer Kapelle, gehörte einem Kloster oder einem Erzpriester.

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