MUNDART DER ÖSTERREICHER
oder Kern ächt österreichischer Phrasen und Redensarten
Von A bis Z.

Joseph Sonnleitner, Wien 1811


Texterfassung: © Wolfgang Morscher

Ba das Grußzeichen der Kinder, wozu sie gewöhnlich den Laut Lah! von sich geben. Mach an Ba ! grüße die Leute ! Mein Ba an ihrn Herrn ! meine Empfehlung an ihren Gemahl !
Baba Papa.
Babbnfaltel ein dummer Mensch, der zugleich eine trotzige finstere Mine macht.
Bacherln pissen, besonders von Kindern.
Bachl ein kleiner Bach.
Bachlöanl ein erzplumper Kerl.
Bachstelzn Bachstelze, eigentlich ein schmächtiger Vogel, ein sehr hagerer Mensch.
Bacht das Gebäcke. Wenn es an einem Orte ärgerlich, besonders unzüchtig zugeht, sagt man: dort gehts, bei der (dieser) gehts Bacht.
Bad s'Bad ausgiessn, für andere allein büssen; s'Bad gsögnen, einen gutenErfolg des Bades wünschen; an s'Bad haß machn, einem das Bad heiß, einem Angst machen.
Bader Wundarzt.
Badhur eine der schlechtesten Huren.
Badwaschl der Aufwärter im Bade.
Baff ! ein Ausruf, um anzuzeigen, daß etwas plötzlich und unvermuthet geschehen. I habn no gsögn, und baff ! is er da glögn, ich sah ihn noch, und plötzlich lag er darnieder.
Bagaschi Lumpenpack, ein Pack herumgelaufene, nichts werthe Leute.
Bagadellerl ein unbedeutender Kerl.
Bagaschirli possirlich.
Balawatsch eine Verwirrung, oder ein aus Unvorsichtigkeit oder vorsätzlich verursachtes Mißverständnis. er hat an rechten Balawatsch gmacht.
Balbierer Barbier, balbieren, barbieren; den hams balbiert, den haben sie geprellt.
Balg Er halt (hält) was auf sein Balg, er pflegt sich, läßt sich wohl geschehen. das Kind is a Balg, es ist ein loses, zu lebhaftes Kind.
Balken (sich) den Balg, die Hautablegen. Die Arbes balken si, die Erbsen treten aus der Schaale.
Balln spieln mit an Balln spieln, mit ihm vornehmen, was man will. A Balln Papier, 10 Riße.
Balmkatzl die Blüthenknospen der Palmen, Weiden, Erlen u. s. w.
Balsam das is a Balsam von an Flögel, das ist ein erzgrober Flegel.
Bamarandschen Pomeranzen.
Bambaledsch eine meistens aus Fetzen gemachte Puppe zum Spielen. Auch schlimme und häßliche Kinder nennt man so.
Bamsti bamstig, ausgestopft, voll; von Bams, einem ausgestopften Sitze, oder einem dicken vollhaarigen Felle auf dem Sitze eines Sattels. Da Radi is bamsti, der Rettig ist holzig. Einen unbehülflichen Menschen nennt man so.
Band Band. Es ist nur Haut und Ban an ihm, er ist so mager. Bei Stan und Ban, bei Stein und Bein.
Banda Bande. Das Regiment hat a Banda, ein Chor von Blasinstrumenten Komödiantenbanda, Truppe, Rauberbanda, Horde.
Bandl si hatn an Bandl, sie führt ihn am Schnürchen, gängelt ihn.
Bandeln unter einander knüpfen. Er hat si mit ihr verbandelt, eingelassen. Er verbandelt alle Leut, bringt sie in verwickelte Verhältnisse. Auch: er macht Bandlereyen. Bandelwurm, der Bandwurm.
Bändinga bändigen; er is nöt zum bändinga, er ist unbändig; gewöhnlich von schlimmen Kindern.
Bank Er schiebt alls auf d'lange Bank, er verzögert alles, nimmt alles erst spät vor.
Bankert Bastard. Du Bankert! sagt man zu einem sehr lebhaften, auch zu einem bösen Kinde.
Banschradi aus dem man nicht klug werden, wovon man den Erfolg noch nicht bestimmt voraussehen kann. Der Mensch ist bamschradi, der Fall ist banschradi.
Bantsch eine Speise, in der alles gegen die Kochkunst untereinander gekocht worden; das is a rechter Bantsch. Ein verwickelter Handel; er hat an Bantsch gmacht; auch: er macht Bantschereyen, oder er bantscht. Wenn ein Kind unflätig ist, so sagt man: es bantsch. Ein artiges kleines Kind nennt man einen lieben Bantsch, oder ein Bantschrl.
Barhapat mit unbedecktem Kopfe, barhäupti, wie barfuß.
Barmherzig A barmherziger Gspaß, ein schaaler Scherz. Barmherzige Schwester, eine Hure. A Barmherziger, ein barmherziger Bruder.
Barocken Perücke. Barockenhansel, ein Mann, der sich das Haar stutzermäßig kräuseln läßt.
Baron ausn Ratznstadl (so heißt eine Gegend in den Vorstädten Wiens) ein Windbeutel, ein armer Großsprecher.
Bart Er lacht in sein Bart, er lacht verstohlen. I wir ims in Bart eini sagn, ich werde es ihm in den Bart hinein, tüchtig und unverhohlen sagen. Auch: in Bart eini ribbeln, in den Bart einreiben. Es wachst ihm der Bart, er fängt an, eigenwillig zu werden.
Bartscheerer Schimpfnahme der Barbierer.
Bartwisch Borstenbesen.
Barzen er barzt si, er macht allerley, vorzüglich affektierte, oder stolze Geberden.
Baschen Klatschen. In der Komödi habens viel bascht. I lasn baschn, ich laß ihn handeln, wie er will, ich laß ihn durchkommen. Baschhand, ein Handschlag der Kinder. Er liagt, daß 's bascht, er lügt, daß es pascht, klatscht, sehr merklich.
Baseln verschiedene kleine Handarbeiten verrichten. Er baselt den ganzen Tag; er hat allaweil was z'baseln; er is a Basler; er hat seine Baslereyen.
Bassen 1) ungeduldig warten; i baß schon a Stund, ich warte schon eine Stunde. Daher aufbassen, abassen. 2) Im Kartenspiele ein Spiel nicht mitmachen, je passe, i baß.
Bassirn mit gehn. Der Tag bassirt, der Tag geht mit, ist ziemlich hübsch.
Batsch ein träger, energieloser, zum Theil auch dummer Mensch.
Batschen Schuhe von Filz, Tuch u. s. w., die man aus Bequemlichkeit im Hause oder über die ledernen Schuhe im schmutzigen Wetter trägt, um die Füsse vor Nässe zu schützen, oder das Ausglitschen zu vermeiden.
Batschen ein Wanst, Schmerbauch. Si hat die Batschn voll, sie ist schwanger.
Batschen patschen, im Kothe daher gehen. Er batscht durch alli Lacken, der tritt frisch darauf duch alles Strassenkoth, alle Lacken.
Batscherl kleine Hand, kleine Hände. Hibschi Batscherl, hübsche Händchen.
Batts die Beitze; an die Batts nehma, einen in die Beitze nehmen, in die Enge treiben.
Batzn eine Schlafhaube, auch manchmal eine Mütze.
Batzn, sich zuweilen anstatt barzen. Wenn ein Mädchen den Hals zurück, und die Brust hervor wirft, sagt man: si batzt si.
Bäuchl Er krigt a Bäuchl, er wird stark, es wachst ihm ein Wanst.
Bauchweh Schmerzen im Bauch, Grimmen. Einen verzärtelten Menschen, dem jedes Lüftchen schadet, pflegt man einen Bauchweh zu nennen.
Bauer Du grober Bauer, du grober Mensch. Bauersmann statt Bauer, Landmann. Si sitzt da, wia a Bauernbraut, sie läßt sich bedienen, ohne auch nur eine Kleinigkeit selbst zu thun. Bauerbumpf, ein grober unbehilflicher Mensch.
Baunzen böse Kinder.
Baweladschen die hölzerne, erhöhte Unterabtheilung eines Gemaches.
Bedacht i bin darauf bedacht, ich habe darauf Acht. Er is a bedachter Man, ein Mann, der bedächtig handelt, auch schon ältlicher Mann. Auch bedagt, betagt.
Bedanken i bedank mi, ich danke, Sprichwort; da bedank i mi dafür, davor dank ich, das nehme ich nicht an, das thu ich nicht.
Bedarkeln beschmutzen. Er hatn bedarkelt, er hat ihn betrogen.
Bedauern dauern. Er bedauert mi, er dauert mich.
Bedeln betteln; bidn und bedeln, unablässig bitten.
Bedlkotter Gefängnis der Bettler.
Bedirfti bedürftig. Einen Menschen, der nicht viel Werth hat, nennt man ironisch, ehrenbedirfti, ehrenbedürftig.
Bedöana bedienen. Den habns bedöant, den haben sie bedient, geprellt.
Bedufft betroffen, niedergeschlagen. Er war ganz bedufft driber, er war darüber ganz betroffen.
Befehl Empfehlung; an schön Befehl an ihren Vatern, eine freundschäftliche Empfehlung an ihren Vater.
Befreint befreundet, verwandt.
Begehn Er hat a schöni Handlung beganga. Sonst wird dieses Wort nur bey Verbrechen, Fehlern gebraucht.
Begern begehren. Er begert die Uhr an mir, er fordert sie von mir. Was is dein Begern ? was verlangst du ?
Begiari begierig, anstatt neugierig.
Begrafen er begraft si, läßt sich's wohl schmecken; auch metaphorisch: er läßt sich wohl geschehen.
Begröbnuß die Begräbniß, das Begräbniß, das Leichenbegängniß.
Begucken genau beschauen.
Beichten seine Fehler umständlich bekennen. Er muaß ma beichten, er muß mir alles eingestehen. Beichtspiegel, eigentlich das Sündenregister zum Behuf der Ohrenbeicht, nennt man im Scherze einen Menschen, der sehr viele, nicht eben sehr schädliche Fehler hat.
Beideln beiteln, rütteln, den Schopf beideln, den Kopf durch Ergreifung des Haupthaares rütteln. Der Wagen beitelt an d' Seel aus, dieser Wagen stoßt einem die Seele aus dem Leibe.
Beifallen einfallen. Mir fallt sein Nam nöt bei, mir fällt sein Nahme nicht ein, ich erinnere mich seines Nahmens nicht.
Beugürtl ein Gürtl, den man um den Leib hat, um z. B. Geld darin zu verwahren.
Beikommen 1) In den Sinn kommen; das kumt mar nöt bei, das kömme mir nicht in den Sinn. 2) Näher kommen: man kan ihm nöt beikumma, man kann ihm nicht beykommen, er beschützt sich physisch und moralisch.
Beyleufi beyläufig.
Beilögn friedlich abthun.
Beischl Lungen, oder Eingeweide überhaupt. Sein Beischl is rogli, seine Lunge ist locker, er hat keine feste Zunge. Beischlsuppe, Suppe vom zerstossenen Eingeweide des Karpfs.
Beißn beissen; er hat in an sauren Apfel bissen, sich etwas Herbes gefallen lassen. Sö beissen auf anander, sie beissen auf einander, sagen sich bittere Dinge. Er hat ins Grab bissen, er ist gestorben. Er hat nix znagen und nix zbeissen, er hat nichts. Das kan i nöt beissen, das behagt mir nicht, das kann ich nicht vertragen. Ma möcht si in d' Zunga beissen, man möchte sich vor lachen in die Zunge beissen. Beißzangen nennt man ein böses, zänkisches Weib.
Bekennt anstatt bekannt, ist sehr gewöhnlich; so auch a Bekennter, a Bekendschaft.
Bekummen bekommen, anschlagen; wohl bekums, wohl beomme es (nach Tische.)
Belassen lassen; i kanns dabei belassen, ich kann es dabey bewenden lassen.
Beluxen beluchsen, übervortheilen, durch List; vom Luchse.
Belzen i hab im ani aufi belzt, ich hab' ihm eine (Maulschelle) versetzt.
Bemmer ein verwilderter Mensch, auf den nichts Eindruck macht.
Bempern heftig klopfen. Di Kupferschmied bempern, die Kupferschmiede klopfen, hammmern den ganzen Tag.
Benzen immerwährend tadeln, und ausschelten. Er benzt den ganzen Tag an ihr, er hat den ganzen Tag etwas an ihr zu tadeln.
Berödn bereden. I muaß das berödn, ich muß das bereden, ich kann es nicht hingehen lassen, ohne laut zu bemerken, daß es fehlerhaft sey.
Berichten er is schlecht bericht, ist schlecht falsch unterrichtet.
Berchab bergab. Es geht mit ihm berchab, er geht im Vermögen zu Grunde, sein Leben geht zu Grunde.
Bersten Das ist zum Bersten, das ist so komisch, daß man vor Lachen bersten möchte.
Beruan ruhen. Das las i beruan, das laß ich beruhen, ich laß es ungestört, wie es ist.
Beschti Bestie. Beschtialisch, sehr, bei bösen, oder überhaupt unangenehmen Dingen. Er sauft, er stinkt beschtialisch. Beschti, der Schimpfnahme einer betrügerischen oder überhaupt lüderlichen Magd; öfter auch ein neckendes Scheltwort der gemeinsten Classe, um die Listigkeit zu bezeichnen.
Betriagn betrügen, oft statt täuschen. I betriag mi nöt, ich betrüge, täusche mich nicht.
Bevor statt zuvor. Bevor thuan, zuvor thun in etwas.
Bewarn bewar mi der Himmel, der Himmel schütze mich davor; ist sehr gewöhnlich.
Bhaust behaust. Er is a bhauster Burger, er ist ein Bürger und hat ein Haus.
Bhelfen behelfen. Er bhülft si, er behilft sich.
Biawerei Büberey, Possen, Jugendstreiche.
Biaßn büssen, und der Name eines Gemüses.
Bibbn die Röhre, durch die man den Wein aus dem Faße läßt.
Biberln langsam trinken. Er biberlt gern, er trinkt so still fort, von bibere, trinken.
Bickn kleben. Er bleibt überall bickn, er kommt nirgends mehr fort, ist nirgends von der Stelle zu bringen.
Biffl Büffel, Büffelochs, ein sehr grober Mensch.
Biglem schwer zu bekommen. Das Obst ist heuer biglem.
Bigott ist sehr gewöhnlich.
Bimband Bindband, Angebinde zum Namenstag u. s. w.
Bin Bühne. Er steht auf der Bin, am Pranger.
Bindel eine Halskrause ohne Falten, gewöhnlich steif, wie sie der Soldat trägt.
Binder Böttcher.
Binten Halsbinde.
Binten binden. Ma wird dir nöt alls auf d'Nasen binten, man wird dir nicht alles anvertrauen. I bin nöt bunten, nicht verpflichtet.
Bir Bierhäusel, schlechte Bierschenke; Birhäuslmensch, Kellnerin, Vortänzerin, und Hur an solchen Orten.
Bir blempern Bier saufen. Birversilberer, der den Verschleiß des Biers besorgt. Birzacher, Bierzeiger nennt man die großen hervorragenden Straußfedern der Damen.
Birnigel Bergigel; er pfnauft wi a Birnigel, er hollt schwer Athem, wie ein Bergigel; diese Igel pflegen zu blasen und zu zischen.
Birschten Bürsten, sehr viel trinken. Er sauft wia a Birschtenbinder (Bürstenbinder.) Sprüchwort: Birschten gehn, Bürschen, auf die Bürsche gehn.
Bis bis Sontag ras i fort, längstens bis Sonntag reise ich ab.
Bis Gebiß. I wir ihm an Biß anlögn, ich werde ihm ein Gebiß anlegen, ihn zahm, folgsam machen.
Bischl ein Büschchen, manipulus. A Bischl Hei, auch ein kleiner Strauß.
Bischof Sprüchw. Schaut do di (doch die) Katz den Bischof an, warum soll ich mir nicht auch dieß oder jenes erlauben ?
Bischofhaube Insul.
Bisen Bisam.
Bissel A Bissel Wein, etwas Wein; das is a bissel z'lang, das ist ein wenig zu lang; wart a bissel, warte ein Weilchen; es is nur a bissel, es ist nur wenig; er hat si a bissel brennt, sich ein wenig verbrannt; a bisserl, ein klein wenig.
Bissen das is a saubrer Bissen, ein hübscher Bissen, sie ist häßlich; es is kan guata Bissen dran, kein guter Bissen.
Biswaln zuweilen.
Bitzl Gähzorn, der aber nicht sehr heftig ist. Es steigt im glei der Bitzl, gleich wird er zornig; er is bitzli, er ist sehr bald aufgereitzt.
Blab oder blaw, blau; blach, bleich. Die Dinten is blach; er is dodnblach, todtenbleich. Er blacht si, er verliert die braune Farbe.
Bladern, Blase. Er hat si a Bladern (eine Blase) brennt; die Bladern, die Pocken; Bladermasat oder Bladerstöppi, pockenarbig.
Bladeln blättern, in einem Buche.
Blad Blatt. Auf an Rock braucht man siebn Blad Taffet, auf einen Frauenrock braucht man sieben Blätter Taffet. A Tischblad, eine Tischplatte.
Bläd blöde; es ist blöd, schwachköpfig. Er hat an bläden Magen, einen schwachen Magen.
Blahn blähen; er is nur aufblad, aufgebläht; er hat kein gesundes Fett. Die Mehlspeisen blahn.
Blakln wenn das Kalbfleisch faul zu werden anfängt, nennt man seinen Geruch so: es blakelt.
Blamiren blamer, ist sehr gewöhnlich.
Blampen eine ungeschickte Rede oder Handlungen; er hat wider an rechten Blampn gmacht; das war a Blampn.
Blarament viel Geredes. Er hat a ganz Blarament drüber gemacht.
Blasel ein hausbackiger Mensch.
Blasen Sö blasen in an Horn, sie handeln in gemeinschäftlicher Absicht. Blas marn Hobel aus, so viel, als leck mich im Arsch.
Blassel eigentlich ein Pferd mit einem weißen Fleck mitten im Vorderkopfe; ein nasenweiser Mensch, auch ein Wasserhuhn.
Blatti Geld. Er hat brav Blatti, viel Geld.
Blau Blauer Dunst,ist bekannt. Blauer Kelch, Braunkohl.
Blauschen plaudern; Blauschmadl, ein Schwätzer, eine Schwätzerin.
Blebn blauen, blau machen, z. B. Wäsche.
Blei Sprichwort: er is gschwind, wie a bleianer Vogel, er ist langsam.
Bleibn Bleib mar von Laib, pack dich fort, ist sehr gewöhnlich.
Blempern Er hat si verblempert, er hats versehen.
Blenten eine Blende, blenden. Er is verblent, verblendet; an Finken blenten, einen Finken blind machen. Blentwerch, Blendwerk.
Bliaten bluten. Es bliat ams Herz, das Herz blutet einem.
Blick Er hat an falschen Blick, er schielt etwas. Er läßt si nöt blicken, er läßt sich gar nicht sehen.
Blicktri etwas, das zum Scheine geschieht. Es is a purs Blicktri, es ist nur etwas Vorgespiegeltes.
Blind Blinde Henn, ein Mensch, der ein kurzes Gesicht hat. Er hat a blinds Glick, er ist ungemein glücklich, ohne daran einigen Theil zu haben. Er geht blindlings fort, ohne aufzuschaun.
Blinzeln die Augen sehr geschwind abwechselnd öffnen und schließen.
Blitz Wie der Blitz, sehr schnell. Blitzblau, grellblau. A Blitzmodl, ein loses Mädchen; blitznarrisch, sehr drollig.
Blöankatzn matt hervorschimmern. Di Sun (Sonne) bloankatzt aus den Wolken.
Blöch Geld; er hat brav blöchen, bezahlen müssen.
Bluat Blut. Er hat kan bluatichen Heller, er hat gar nichts. Er is bluatarm, sehr arm. Bluatjung, sehr jung. Das is a bluaticher Spaß, ein abgeschmackter Spaß. Es kumt mi blutsauer an, es wird mir sehr sauer. Es kost a Bluatgeld, Sündengeld, zu viel Geld. Er kwelt mi bis aufs Bluat, er quält mich ungemein.
Blunzen Blutwurst; eine sehr fette Person, a dicki Blunzen.
Blutzer 1) Ein erdener Krug mit engem Halse, der mit einem Stopsel verstopft wird. 2) Ein unerhebliches Versehen, besonders gegen die Konvenienz: Er hat an Blutzer gmacht. 3) Ein Kürbiß Blutzerschedl, ein dummer Mensch. Blutzermüli (Milch) Wasser mit gestossenen Kürbiskernen.
Böank Pienk, ein Mensch, der sehr hart begreift, und sich ungeschickt geberdet.
Bockbani bockbeinig, halsstärrig. In Bock spannen, eine Strafe der bösen Kinder, bey der man sie mit einem durch die Füsse und Arme gestecktem Stabe so verbindet, daß sie sich nicht bewegen können.
Böckeln 1) wie ein Bock stinken, 2) pickeln. Böckelfleisch, eingepickeltes Fleisch.
Boden der Raum unter dem Dache über den Gemächern. Der Fußboden. A Tanzboden, ein öffentlicher, zum Tanzen bestimmter Ort. Guater Bodn, guter Grund. Boden in der Pastete, das Untere, mit einem Fußboden belegen. Das Zimmer is nöt guat bödent, gebödnet. Er hat kan Boden, er hat nicht genug von etwas.
Bofel liegen gebliebene Waare.
Böfel Pöbel; gmani Böfel, der gemeine Pöbel.
Bofeln wimmeln. Es bofelt bei der Kirchen außer, es wimmelt zur Kirche heraus.
Bofösenn Semmelschnitte, mit Hirn gefüllt und gebacken. Bofösenkamerl, der Schedl des Menschen. Er hat nix im Bofösenkamerl.
Bolakiren polakiren, um Geld, oder was immer prellen.
Bolakn ein Schlag auf den After. Er hat im an Bolackn göbn.
Bolten sich in den Hinterhalt zurückziehen.
Bolz Polz. Bei Zül und Bolz (Ziel und Polz) beynahe.
Bomali langsam; eigentlich böhmisch, aber sehr gebräuchlich.
Bonln kleine Verrichtungen langsam abthun. Er bonlt in Haus uma, im Hause herum.
Borch Borg. Er nimmt auf Borch, er borgt aus. Lang borgt (geborgt) is nöt gschenkt, Sprüchw.
Borschten Borsten; ein langer nicht abgenommener Bart.
Borzion Antheil. Er hat seine Borzion, er hat seinen Theil.
Bosheit Sö Bosheit ! Sie Bosheit ! sagen die Zärtlichen der gemeinsten Volksklasse, auch Stubenmädchen u. s. w. zu ihren Geliebten, die sie zurecht weisen wollen.
Both An Both lögn, einen Anboth machen. A hinketer Both is nachkuma, eine üble Nachricht ist nachgefolgt.
Botschanl eine schlechte Münze. I gib kan Botschanl dafür, ich gebe nicht das geringste dafür.
Botzen das Inwendige einer Frucht, z. B. des Apfels, das man nicht ißt. 2) Ein langer abgebrannter Docht der Kerze, s' Liacht hat an Botzen.
Bradl braten. I wir dir was bradn, ironisch, ich werde dir etwas Gutes kochen. Er muaß brina und bradn, er muß in der Hölle brennen und braten. Er is völli bradn, ganz von der Hitze gebraten. Bradspiß, Bratenwender.
Braf stark, viel. Er hat braf Geld, er kann brav saufen.
Braln prahlen. Er bralt si, er prahlt.
Bram die Bräme, eigentlich ein Rand von Pelzwerk. Si hat aifm Rock a ganz Bram von Koth, sie hat am Rocke eine ganze Bräme von Straßenkoth.
Brandwein Brantwein. Steh Brandwein nennt man einen Betrunkenen, vermuthlich, weil er taumelt.
Buckerl eine Verbeugung der Frauenzimmer. Geh, mach a schön Buckerl. geh, mach eine Verbeugung. Unter Buckerl wird meistens ein Altmodekompliment verstanden, wenn sich die Frauenzimmer schnur gerade, als hätten sie einen Stecken im Leibe, und so tief sie konnten, zur Erde niederbückten.
Budasch ein sogenannter Budelhund.
Budel Kegelbanne. Die Budel tragt ab, die Kegelbanne neigt sich in die Tiefe.
Budelnärrisch ein äußerst spaßiger Mensch mit dem man immer Scherz treiben muß, der Mensch ist budelnärrisch. Der Hund, Budel genannt, hat die Eigenschaft, daß er nicht eher ruht, als bis man mit ihm schäckert, und ihm Prügel wirft, die er herbeihohlen muß.
Busserl ist jedes Ding, dessen sich die Friseurs zum Einpudern der Haare bedienen.
Bunkert eine kleine dicke Person. So pflegt der Pöbel spottweise eine solche Person eine bunkerte Gretl zu nennen.
Bussel ein Kuß. Die Hand bussen, die Hand küssen. Geh, buß d'Hand, sagt man zu den Kindern. Man gebraucht auch das Zeitwort busseln: Er hat sein Madl abusselt, er hat sein Mädchen abgeküßt.
Buttelbier ein in sogenannten Blützern verbaltenes Bier.
Butter der, anstatt, die.