Verkehrte Welt.


Des Abends, wenn ich früh aufsteh',
Des Morgens, wenn ich zu Bette geh',
Dann krähen die Hühner, dann gackelt der Hahn,
Dann fangt das Korn zu dreschen an.
Die Magd, die steckt den Ofen ins Feuer,
Die Frau, die schlagt drei Suppen in die Eier,

Der Knecht, der kehrt mit der Stube den Besen,
Da sitzen die Erbsen, die Kinder zu lesen.
O weh, wie sind mir die Stiefel geschwollen,
Daß sie nicht in die Beine nein wollen!
Nimm drei Pfund Stiefel und schmiere das Fett,
Dann stelle mir vor die Stiefel das Bett.

*

Ein Jäger und ein Hund
Die fing'n 'nen Hasen, und —
Sie hatten ihn bald, aber —
Der Hase lief in den Haber.

*

Eine Kuh, die saß im Schwalbennest
Mit sieben jungen Ziegen,
Die feierten ihr Jubelfest
Und fingen an zu fliegen.
Der Esel zog Pantoffeln an,
Ist übers Haus geflogen,
Und wenn das nicht die Wahrheit ist.
So ist es doch gelogen.

*

Die Donau ist in's Wasser g'fall'n,
Der Rheinstrom ist verbrannt,
Da ist der Wiener Stefflas-Turm
Mit'm Stroh zum Löschen g'rannt.


Quelle: Macht auf das Tor! Alte deutsche Kinderlieder, Maria Kühn, Königstein im Taunus und Leipzig 1921, S. 121
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Werner Haas, Dezember 2005.
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