Weihnachten.

Gott's Wunder, lieber Bu,
Geh, horch ein wenig zu!
Was ich will erzählen,
Was geschah in aller Früh!
Da geh' ich über ein' Heid',
Wo man die Schaflein weid't,
Da kam ein kleiner Bu gerennt,
Ich hab' ihn all mein Tag nit kennt.

Gott's Wunder, lieber Bu,
Geh, horch ein wenig zu!
Den alten Zimmermann,
Den schaun wir alle an,
Der hat dem kleinen Kindelein
Viel Gutes angetan.
Er hat es so erkußt,
Es war ein' wahre Lust.
Er schafft das Brot, ißt selber nicht,
Ist auch sein rechter Vater nicht.

Gott's Wunder, lieber Bu,
Geh, lausch ein wenig zu!
Hätt' ich nur dran gedenkt,
Dem Kind hatt' ich was g'schenkt;
Zwei Äpfel hab' ich bei mir g'habt,
Es hat mich freundlich angelacht.
Gott's Wunder, lieber Bu,
Geh, horch ein wenig zu!

*

Inmitten der Nacht
Die Hirten erwacht,
In Lüften hören klingen,
Das Gloria singen
Die himmlische Schar:
Daß Gott geboren, ist wahr!

Die Hirten im Feld
Verließen ihr Zelt,
Sie konnten kaum schnaufen
Vor Rennen, es laufen
Der Hirt und die Bu
Dem Krippelein zu.

Dabei zeigt sich auch
Eine schöne Jungfrau;
Sie tät sich bemühen,
Beim Kindlein zu knieen,
Und betet es an,
Ei, Brüder, schaut's an!


Ach, daß Gott walt'!
Wie ist es so kalt!
Möcht' einer erfrieren,
Das Leben verlieren.
Wie dauert mich das Kind,
Wie scharf geht der Wind!

Ach, daß Gott erbarm'!
Wie ist die Mutter so arm!
Sie hat ja kein Pfännlein,
Zu kochen dem Kindlein,
Kein Mehl und kein Schmalz,
Kein Milch und kein Salz.

Ihr Brüder, kommt 'raus.
Wir wollen nach Haus,
Kommt alle, wir wollen
Dem Kindlein was holen:
Kommt einer hierher,
So komm er nicht leer!

*

Ei du lieber, heil'ger Christ!
Komm nur nicht, wenn's finster ist.
Komm im hellen Mondenschein,
Wirf mir Nüss' und Apfel 'rein.

Quelle: Macht auf das Tor! Alte deutsche Kinderlieder, Maria Kühn, Königstein im Taunus und Leipzig 1921, S. 84ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Werner Haas, Dezember 2005.
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