Hoferlied *).
Dr. Ludwig von Hörmann.

Ach Himmel es ist verspielt,
Ich kann nicht lang mehr leben,
Der Tod ist vor der Thür
Will mir den Abschied geben;
Mein Lebenszeit ist aus
Und Hab' doch nichts verschuldt,
Mein Lebenszeit ist aus
Und Hab' doch nichts verschuldt.

Hier liegt mein Säbel und G'wehr
Und alle meine Kleider,
Ich bin kein Kriegsmann mehr,
Ach Himmel ich bin leider **),
Weil ich verlassen ganz
Von meinem Kaiser Franz,
Weil ich verlassen ganz
Von meinem Kaiser Franz.

Die Hauptstadt in Tirol
Die hat man mir genommen
Es ist kein Mittel mehr
Dieselbe zu bekommen;
Es ist kein Mittel mehr
Wenn's nicht kommt obenher,
Es ist kein Mittel mehr
Wenn's nicht kommt obenher.

Mich General von Sand
Den führen sie itz gefangen,
Meinen harten blutigen Schweiß
Hat man nicht angenommen,
Sie führen mich aus dem Land
Mit größtem Spott und Schand.

O großer Gott im Himmel,
Der ich auf dich vertraut
Weil du in unserm Lande
Eine Wohnung hast gebaut.
O großer Herr ich bitt'
Verlaß den Sandwirth nit,
O großer Herr ich bitt'
Verlaß den Sandwirth nit.

*) Aus der manuscriptlichen Sammlung tirolischer Volkslieder von Dr. Ludw. v. Hörmann in Innsbruck. Es ist dies das einzige bekannte volkstümliche Andreas Hofer-Lied, angeblich von ihm selbst in der Gefangenschaft verfaßt. Man hört es jetzt nur noch von alten Leuten, da das Mosen'sche Lied größtenteils Eingang gefunden. -
**) = schlecht daran.

Quelle: Ludwig von Hörmann, Hoferlied, in: Der Alpenfreund, Monatshefte für Verbreitung von Alpenkunde unter Jung und Alt in populären Schilderungen aus dem Gesammtgebiet der Alpenwelt und mit praktischen Winken zur genußvollen Bereisung derselben. HG Dr. Ed. Amthor, 1. Band, Gera 1870, S. 73 - 74.
Rechtschreibung behutsam neu bearbeitet und auf den aktuellen Stand gebracht.
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