SCHNEEGLÖCKCHEN (Galanthus nivalis)

aus: E. Hoffmann-Krayer, H. Bächtold-Stäubli, Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
Berlin und Leipzig 1932

Schneeglöckchen © Harald Hartmann

Schneeglöckchen, Galanthus nivalis
© Harald Hartmann

Zwiebelgewächs mit schmalen Blättern und weißen Blüten mit 6 Perigonblättern, von denen die drei inneren an der Spitze grün gefleckt sind. Als eine der ersten Frühlingsblumen (oft schon im Februar blühend) wird das Schneeglöckchen häufig in Gärten gepflanzt, ab und zu kommt es auch wild vor. Nach einer Legende hat bei der Erschaffung der Welt das Schneeglöckchen dem Schnee seine Farbe verliehen (oder auch umgekehrt), daher sind Schnee und Schneeglöckchen so gute Freunde, während der Schnee den anderen Blumen feind ist 1). Mit dem ersten Schneeglöckchen, das man im Frühjahr sieht, soll man sich die Augen auswischen; dann werden sie das ganze Jahr nicht krank, und wenn sie krank sind, so werden sie gesund 2), vgl. Frühlingsblumen, Windröschen. In England heißt es, daß man die Schneeglöckchen nicht ins Haus bringen dürfe, sie gelten (wegen der weißen Blütenfarbe) als Todesboten 3), bewirken, daß die Milch der Kühe wässerig wird 4) und die jungen Hühner nicht ausgebrütet werden 5), siehe Schlüsselblume. Die Slowaken graben die Zwiebeln der Schneeglöckchen aus und geben sie den Kühen, damit ihnen die Zauberinnen nicht die Milch wegnehmen 6).

1) Schönwerth Oberpfalz 2, 137; Schullerus Pflanzen 143; Knoop Pflanzenwelt II, 87; FFC. 37, 92.
2) Grohmann 90 = Wuttke 101 § 127, vgl. Zahler Simmenthal 101 ("Schneeblümly" für böse Augen).
3) Dyer Plants 274; Bartels Pflanzen II.
4) Burne Handbook of Folklore 1914, 37.
5) FL. 20, 343.
6) Hovorka und Kronfeld 1, 385.


Marzell.