UNFUG TREIBENDE KOBOLDE UND KÄSENDE
GESPENSTER
aus: E. Hoffmann-Krayer, H. Bächtold-Stäubli,
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
Berlin und Leipzig 1932
(Auszug aus Stichwort "KÄSE")
Der Starkenberger Schloßwichtele nahm einmal, weil ihn jemand erzürnt hatte, die Winterkäse und rollte einen nach dem andern über den Rain; dabei hat er schier g'schöllat glacht 85).
Die Kasermandl machen' beim Abkasen einen großen Lärm. Das Kasermandel auf der Klapfbergeralp im Ultentale ist einäUgig 86). In einer verlassenen Almhütte bei Chur käst um Mitternacht ein Gespenst, das wie ein Senn aussieht, nach allen Regeln; um 1 Uhr verschwindet es mit Ächzen und Geheul 87). Die Almgespenster auf der Ritteralm treiben mit den Käslaiben Unfug 88). In einer Hütte auf der Voralp zu Giswil kästen jede Nacht Geister 89). Ein Handknabe auf einer Alm im Kanton Uri, der einen vergessenen Melkstuhl in der verlassenen Hütte holen wollte, traf dort drei geisterhafte Sennen, die kästen; in dem Kessel war dreierlei Suffi: rote, weiße und schwarze; nach der Erklärung der Sennen bedeutete die rote die im Sommer verschüttete und versudelte Milch (nach einer Sagenversion machen die Bergmännlein aus der das Jahr über verschütteten Milch Käse) 90); die weiße, daß sie die Kühe recht gemolken, die schwarze, daß sie häufig in der Alp geschworen hätten 91). Das Kasermandel auf der Hochalm in der Riß (Nebental des Unterinn) ist der böse Geist eines für seine Sünden büßenden Sennen 92); aus demselben Grund muß das Kasermandel auf dem Lehmkopf in der hinteren Riß 93) und das Kasermandel ohne Kopf auf der Weißbrunneralm im Ultentale bei St. Gertrud umgehen 94). Das Kasermandel in den Höttinger Alpen ist ein gutmütiger Geist, der nach Mariä Geburt die Alm bezieht 95). Nach der hessischen Sage werfen die Irrlichter, wenn sie gereizt werden, mit faulem Käse 96). Auf dem Burgberg der Burg Brunstein geht um Mittag und Mitternacht eine weiße Jungfrau um, die Käsejungfrau, die bis zum Eselsbrunnen geht 97). Im Waldlande will eine Frau Kasmaden gesehen haben, sagenhafte Tiergestalten 98).
85) Alpenburg l.c. 108 Nr. 17.
86) Mannhardt 2, 104ff . 109ff
87) Vernaleken Sagen 334 Nr. 2.
88) Graber Kärnten 77 Nr. 91.
89) Niderberger l. c. 2, 11.
90) Ders. 1, 19.
91) Herzog 1. C. 1, 200 Nr. 178; Lütolf Sagen 458 Nr. 424.
92 ) Alpenburg 1. c. 162 Nr. 25.
93) Ders. 163 Nr. 26.
94) Ders. 180 Nr. 48.
95) ZfVk. 8, 324, vgl. Urquell 3, 244.
96) ZföVk. 15, 89; Wolf Hessische Sagen Nr. 219.
97) Schambach-Müller 9 Nr. 9.
98) Reiterer Ennstalerisch 50.
Eckstein.