Smaragd-Bergbau im Habachtal


Von Josef Lahnsteiner

Der Smaragd, der König der Edelsteine

Der Smaragd ist ein edler Stein, seine Farbe ist grün wie der kühle Grund des Meeres bei strahlendem Himmel. Er ist einer der besten unter den edlen Steinen und der würdigste, eine königliche Hand zu zieren. Farbenreiche Legenden umweben diesen Fürsten der Farbe, seit man ihn kennt. 1925 Jahre vor Christi Geburt sind die ersten Smaragde ausgegraben worden am Gjebel Sikait, nahe dem Roten Meer. Sie sollen zur Quelle des fabelhaften Reichtums der Pharaonen geworden sein. 30 Jahre vor Christus gehörten diese Minen der Königin Kleopatra. Bis ins 16. Jahrhundert zählten Smaragde zu den allergrößten Seltenheiten und waren von fast unerschwinglichem Wert; Könige trugen sie in der Krone, Fürstinnen im Diadem. Als die Spanier Südamerika entdeckten und die Tempel der Azteken plünderten, fanden sie dort wunderbare Smaragde. Aber die Indianer verrieten ihren Fundort nicht. Ein Zufall führte zur Entdeckung der Mine von Muzo in Kolumbien. Dort werden heute noch die schönsten Smaragde gefunden. An zweiter Stelle stehen die auf der Ostseite des Ural gewonnenen Steine. Der dritte Fundort, der einzige in Europa, ist das Habachtal bei Bramberg. Es gibt heute einige andere Fundorte in Afrika.

Der Smaragd gehört in die Familie der Berylle, er ist ein Aluminium-Beryllium-Silikat. Der Smaragd kristallisiert in sechsseitigen Prismen, die senkrecht auf die Seiten leicht spaltbar sind. Die grüne Farbe kommt vom Chromgehalt des Steines. Je mehr Chrom, desto intensiver ist das Grün. Bewundern wir am Diamanten die hohe Brillanz, sein funkelndes Feuer, so ist es beim Smaragd die unergründliche Tiefe seiner satten Farbe, die ihn über andere Steine erhebt und seinen Wert bestimmen. So steht ein größerer schöner Smaragd viel höher im Preis als der feinste Diamant. Reine Smaragde sind von außergewöhnlicher Seltenheit. Aber man darf sagen, kleine Unreinheiten und Einschlüsse drücken den Wert des Smaragdes nicht so herab wie an anderen Steinen. Ja sie gehören zur Charakteristik seiner Echtheit. Je satter und wärmer die Färbung, desto kostbarer ist der Stein. Kein noch so schöner und durchsichtiger grüner Edelstein erreicht die Farbenpracht des Smaragdes. Der schönste Schliff für den Smaragd ist der Terrassenschliff, rechteckig, mit abgeschrägten Ecken (nach Gübelin, Luzern, Der Smaragd).

Geschichte des Habacher Smaragd-Bergbaues

Bei Christian Wendt, Smaragdfahrt, heißt es: „Schon die Menschen der Bronzezeit sollen hier (in der Sedlalm am Gleckbach) geschürft haben. Diese Mutmaßung wird erhärtet durch die Tatsache, dass N. hier über dem Wasserfall eine bronzene Lanzenspitze fand und ein Dr. Zelter hier eine Andeutung von Wohnhöhlen entdeckte." Schloßmacher-Bauer schreibt in Edelsteinkunde, S. 529 bis 539: Im Habach an einer steilen Felsenwand sollen schon die Römer Smaragde gewonnen haben. Können die Angaben auch nicht überprüft werden, so wissen wir doch, dass Niels Stensen, ein dänischer vielseitiger Gelehrter, Begründer der modernen Geologie, dem Smaragdvorkommen im Jahre 1669 von Innsbruck aus einen Besuch abstattete (Mitteil. Gust. Scherz, Kopenhagen).

Niels Stensen war Professor in Florenz und machte naturwissenschaftliche Studien. Die Geheimnisse der Kristallbildung und Geologie waren sein Hauptgebiet.

Als die Seningerbräuin Maria Rottmayr 1732 starb, wies das amtliche Inventarium zwei Goldringe mit Smaragden aus. Diese stammten sicher aus dem Habachtal. Der Salzburger Mineraloge Professor C. M. B. Schroll gab 1786 das Heft „Grundlinien einer salzburgischen Mineralogie" heraus, worin von einem Smaragd noch keine Silbe zu lesen ist. Aber in Molls Berg- und Hüttenkunde hat Schroll 1797 einen Fund beschrieben, den er beim Zerschlagen eines Stückes Glimmerschiefer gemacht hat. Der Mineralienhändler J. Frischholz hat im Neuen Jb. f. Berg- und Hüttenkunde 1821 den Fundort, den er selbst mehrere Male besucht hatte, ausführlich beschrieben. Bergdirektor Mielichhofer von Salzburg hat 1829 in der Sedlalpe droben einen Smaragdfund gemacht. Nachdem dann J. Rußegger in der Zeitschrift für Physik usw. und Zepharovich im Mineralog. Lexicon Österreichs 1859 allerlei Angaben über den Smaragd veröffentlicht hatte, wurde das Gebiet genau abgesucht und eine Reihe von schönen Smaragden gefunden, die 1861 zur Industrieausstellung nach London geschickt wurden. Diese hervorragend gute Ausbeute veranlasste den Wiener Juwelier Samuel Goldschmidt, das ganze Terrain aufzukaufen, 1862, was ihm auch gelang. Er baute unter dem Nasenkopf in 2087 m Höhe das Berghaus und trieb in der Gleckbachrinne mehrere Stollen in den smaragdführenden Glimmerschiefer, in die „Smaragdmutter", die zwischen Amphibolit und Zentralgneis eingeklemmt ist, hinein. Die smaragdenthaltende Streichen geht in einer Mächtigkeit von zirka 4 m durch den Bergkamm bis hinüber auf die andere Seite in den Scharrn. Goldschmidt hat gute Ausbeute gemacht. Er fand unter anderem einen großen schönen Smaragd, der nach dem Schleifen noch 42 Karat wog und heute unter den englischen Kronjuwelen zu finden ist. Aber nach seinem Tode drohte das Bergwerk in Verfall zu geraten. Da gelang es den Bemühungen des Mineraliensuchers Alois Wurnitsch, eine englische Gesellschaft dafür zu interessieren, die Limited Forster in London, die mit 30 Arbeitern den Abbau mit gutem Erfolg betrieb. Nach der Limited Forster kam die Esmerald Mines Ltd. in London in den Besitz der Gruben von 1896 bis 1913. Diese Engländer haben im Jahre 1903 32.000 Karat unklare Smaragde und 7000 Karat bessere nach London geschickt. Aber 1913 haben die Engländer das Bergwerk mit vielen Schulden verlassen, weil sie einen ganz minderwertigen, unredlichen Verwalter gehabt hatten. Daraufhin hat ein Konsortium der Gemeinde Bramberg mit dem Weierhofer an der Spitze den Bau übernommen, um wenigstens einen Teil der rückständigen Gemeindesteuern zu retten. 1917 erwarb Anton Hager aus Traunstein das Werk, 1930 der Italiener Commendatore De Marchi auf einige Jahre. Gegenwärtig besitzt es Dr. Gaab in München. Major Hans Zieger arbeitete fünf Jahre, 1945 bis 1949, in den Stollen. Er gewann einige kleinere brauchbare Stücke, die er selber zu Schmucksteinen schliff. Auch einige schöne Handstücke mit reichem Kristallbesatz eroberte er als Schaustücke für Sammlungen. Durch seinen Tod, 1953, erlitt die Smaragdförderung und damit die Gemeinde einen unersetzlichen Verlust.

Oberst Zieger beim Smaragdschleifen, das minutiöse Genauigkeit erfordert

Oberst Zieger beim Smaragdschleifen, das minutiöse Genauigkeit erfordert

Selten ist der Smaragd im Habachtal nicht, trübe, durch Biotit verunreinigte oder ganz graue Berylle sind nicht schwer anzutreffen, aber reine, schleifbare Steine sind ungemein selten. Schöne Smaragde sind zu finden in Wien, in den Kaiserlichen Kroninsignien sind große Tafelsteine, die Dommonstranz in Salzburg enthält neben 1792 kleinen Diamanten 24 schöne Smaragde (aus dem Jahre 1697), das Stift Mattsee hat einen klaren Smaragd von ansehnlicher Größe (11 x 9 mm) und ein Brustkreuz mit fünf Smaragden, Manche Bürgersfrau trug früher mit Stolz einen Smaragd in ihrem Geschmeide. Die ausführlichste und beste Beschreibung des Smaragdvorkommens im Habachtal hat Univ.-Professor Dr. Hans Leitmeier in Wien 1937 geliefert, die auch hier benützt wurde.

Im Naturkundemuseum Salzburg sind schöne, wertvolle Habacher Smaragde. Das Heimatmuseum Hollersbach hat auch mehrere Smaragde. Von hervorragenden Funden erzählen die Leute noch nach Jahrzehnten. Als zur Zeit der Engländer ein großer schöner Stein gefunden wurde, wurde unter den Arbeitern ein dreitägiges Fest gefeiert. Der Ingenieur Fothringham hat im Sedl unter dem Stollen einen bleistiftdicken reinen Smaragd gefunden. Als der Weber von Neukirchen, Balthasar Schweinberger, einmal einen großen, reinen, dunkelgrünen Smaragd herausgewaschen hatte und ihn dem Ingenieur zeigte, schaut ihn dieser genau an und schreit dann voller Freude: Bravo, Hauser! Der Stein zahlt die Arbeit des ganzen Sommers! Smaragdarbeiter Martin Stanggaßner hat auch einen großen Fund gemacht. Einen Smaragd, 3 cm lang, fingerdick und ganz rein. Er hat ihn um 1400 fl. verkauft. Geschliffen soll er gar an die 100.000 wert gewesen sein. Er behauptete, beim Alptörl in der Mairalm ist ihm auf dem Weg ein Stein aufgefallen. Er zerschlug ihn und fand diese Kostbarkeit.

Seine hohe Wertschätzung drückt sich auch darin aus, dass der Smaragd in früheren Jahrhunderten pulverisiert in Rotwein getrunken als Heilmittel verwendet wurde.

In der Literatur ist das Smaragdsuchen öfter behandelt worden, unter anderem in Heinr. Noè, Robinson in den Hohen Tauern III, 50 bis 80.

Wissenschaftlich: Leitmeier Hans, Das Smaragdvorkommen im Habachtal; Bölsche Rud., Smaragd aus dem Habachtal, und verschiedene Schriften und Aufsätze im „Aufschluß" 1954 bis 1964 über Smaragd. Hanke Hans in Kosmos 1958.

Quelle: Josef Lahnsteiner, Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde der Heimat. Hollersbach 1965. S. 304 - 308.
© digitale Version: www.SAGEN.at