Etwas über das Silberbergwerk bei Schwaz und bei Gossensass


P. Justinian Ladurner
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Bekannt ist die einstige außerordentliche Ergiebigkeit der Silberbergwerke bei Schwaz; jedoch die Zeit der ersten Aufbrüche ist nicht genau ermittelt. Freiherr von Spergs in seiner berühmten tirolischen Bergwerksgeschichte S. 74 und der Gubernialrath von Senger in seinen „Beiträgen zur Geschichte des Bergbaues in Tirol" im Sammler 1. B. S. 113 erwähnen, dass Burglechner und Graf Mohr, der den ersten in den meisten Stücken fast blindlings abgeschrieben, deren Erfindung gewissen abenteuerlichen Zufällen zuschreiben, und beide berichten, dass der erste Aufschlag im Jahre 1409 sehr hoch im Gebirge geschehen sei, wo noch zu ihrer Zeit eine Grube gewesen „beim alten Grafen“ genannt. Das von Spergs S. 336 angeführte Zieglerische alte Bergbuch setzt die Entstehung dieses Werkes auf das Jahr 1446, Lori in seiner Sammlung der bairischen Bergrechte §. 21 hingegen gar erst auf das Jahr 1448, während eine von einem Liebhaber der Bergbaukunde im Jahre 1425 zusammengetragene, bergmännische Bedenken, enthaltende Schrift angebe, dass die Grube am Falkenstein bereits ums Jahr 1305 empfangen worden sei. — Freiherr von Spergs drückte dabei den Wunsch aus, dass die Fundjahre mit Beweisen aus Archiven dargetan werden möchten.

Diesem möchten wir nun in etwas nachkommen durch Mitteilung von ein paar Urkunden, die uns doch einmal bestimmte Daten und zugleich den Beweis liefern, dass bereits zur Zeit der Regierung Herzogs Friedrichs mit der leeren Tasche Silbergwerke bei Schwaz in Betrieb waren.

„Wir Fridrich, Herzog ze Oesterreich etc. Bekennen, daz wir als hewt vnsern getrewen Hansen Kremser, Pfleger zu Wernberg vnd dem langen Hansen von Swacz verlihen haben zwen new fund ains Silber Erzts vnd ains Eisen-Erzts an dem gepirg ob Swaczs, damit Si vnd ir Erben das nu fürbass mögen üben vnd arbaiten, nuczen und niessen in allen den Rechten, die unser perkhwerch zu Sledming hat, vnd als Perkwerchs Recht ist, vns vnd vnsern Erben vnuergriffenlich an vnsern Rechten, die vns als Landsfürsten pilleich dauon gepurden angeuerde. Datum zu Insprukg in der vasten Anno domini etc. xxvij.“

Item Lorenzen Gschwentlein vnd Hansen Rämlein sind auch verlihen zwen new fund ains Silber Erzts vnd ains Eisen-Erzts an dem selben perg. (Statth.-Archiv.)

„Wir Fridrich etc. Bekennen, daz für vns kam vnser getrewer Mathes vnger vnd gab vns zu erkennen, wie er ainen newen fund ains silbererzts am Volrerberg ob Fridberg enhalb des grabens gelegen funden hiet. vnd hat vns gebeten, daz wir Im vnd seinen mitgesellen den geruchten ze uerleihen. Das haben wir getan vnd haben demselben Mathesen und seinen Mitgesellen denselben newen fund verliehen, vnd leihen auch wissentlich, was wir In zu recht daran verleihen sullen oder mügen. Also daz Si vnd ir erben das nu fürbasser mügen üben vnd arbaiten, nüczen vnd niessen als perckrechts Recht ist. Doch vns, unsern lieben Vettern vnd erben unuergriffenlichen an der fron vnd an vnsern Rechten, die uns als landesfürsten dauon gepürn angeuerde. Mit vrkund diczs briefs. Geben zu Innsprugg am Eritag nach Inuocauit. Anno etc. vicesimo nono“ (Statthallerei-Archiv.)

Dass aber auch der Grubenbau zu Gossensass, welcher in die nordwestliche Gebirgslehne des nahen Pflerscherthals getrieben wurde, von dem uns aber Freiherr von Spergs gar nichts, Senger loc. cit. S. 122 aber nur zu sagen weiß, dass selber schon i. J. I486 in entschiedener Blühte gestanden sein müsse, bereits zur Zeit des Herzogs Fridrichs eine sehr bedeutende Ausbeute gewährte, darüber verschafft uns eine im Statthalterei-Archiv befindliche Aufzeichnung der Einkünfte des Herzogs vom Jahre 1426 willkommenen Aufschluss, darin kommt nach Aufzählung des Ertrags der verschiedenen Ämter vor:

Item von dem Suntag vor Weichnachten in anno xxv vntz auf den Ostertag xxvij ist meinem Herren geuallen an plikchsilber aus dem Perkchwerich zu Gossensassen aus seinen xvij Neuntailn vnd von dem zehenden vnd von seiner fron MLxxxxv Mark, xij lot plikchsilber.

Item vnd geprantsilber Lxj Mark, vnd xv lott. Summa MCLvij Mark vnd xj lott, bringet an gelt vj M viiijC, XL Ducaten vnd vj gr.

Item So ist von dem Wechssel geuallen M viiij C LII (1952) Ducaten ij Д iiij gr. Vnd also bringet das silber vnd der Wechsel alles: viij M viij C vnd Lxxxxiij (8893) guldein Ducaten.

Dawider hat meins Herr genad hinwider auf sein xvij Neuntail zearbeiten gelegt vnd auf das Smeltzen MLviij Mk. ij Д iiij gr. facit MMvjCxLv (2645) Ducaten ij Д iiij gr.

Vnd wann meins Herren Innemen an silber vnd an dem Wechssel gen seinen ausgeben gelegt vnd abgeczogen wirdt, dennoch besteht meinen Herrn vor über alles das, daz sein genad darauf hat gelegt vj Mij Cx L viij (6248) Ducaten vnd das ercz, das noch vorhanden ist.“

Zieht man diese Silbereinkünfte vom Bergwerk zu Gossensass und die Fron und Wechsel von den neu erfundenen Bergwerken bei Schwaz in Betracht, so lässt sich erklären, wie der Herzog, von seinen Feinden spottweise „Fridel mit der leeren Tasche“ benamst, einen so reichen Schatz, (siehe Cl. Graf v. Brandis, Tirol unter Fridrich von Oesterreich S. 191). darunter 1272 Mark Silbergeräthe und 46 Centner 86 Pfund ungemünzten Silbers in kleinen Fässern zurücklassen konnte.

Quelle: P. Justinian Ladurner, Etwas über das Silberbergwerk bei Schwaz und bei Grossensass, in: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Tirols, I. Jahrgang, Innsbruck 1864, S. 316 - 318.
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