Das große Lawinenunglück am Schneeberg (1580)


G. Mutschlechner
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In diesem hoch gelegenen Bergbau wurde auch im Winter gearbeitet. Dabei kam es auch zu Lawinenabgängen mit Verlusten. Ein solches Ereignis, das schwerste in der langen Geschichte dieses Bergwerks, ist etwas ausführlicher als sonst überliefert.

Am 2. Februar 1580 meldete der erzherzogliche Rat und Faktor zu Schwaz, Erasmus Reislander, der oberste Bergbeamte in Tirol, bei der landesfürstlichen Kammer in Innsbruck ein folgenschweres Lawinenunglück.Dieses hatte sich am Tage Pauli Bekehrung (25. Jänner) am Schneeberg zugetragen. Zwei Knappen aus Passeier waren ihrer Arbeit nachgegangen, einer davon wurde von einer Lawine verschüttet. Obwohl ihm der andere gerne geholfen hätte, war er doch zu schwach und musste ihn verlassen. Um ihn auszugraben und im geweihten Erdreich bestatten zu können, rief er einige andere Lehenhäuer zu Hilfe. Noch am selben Tag kamen zehn Mann zur Unfallstelle. Sie konnten aber auch nichts ausrichten. Am folgenden Erichtag (Dienstag), den 1. Februar gingen 38 Knappen ohne Wissen und Bewilligung der Hutleute, um den Knappen zu bergen. Unversehens und unerwartet kam von der anderen Bergseite eine „Windlan“ und riss alle Männer hinweg. Schwierig und unter großen Mühen kamen neun Knappen mit dem Leben davon. Die anderen 29 starben. Wie Reislander berichtete, waren sie erfahrene Knappen, gestandene Gesellen und überaus gute Lehenhäuser. Sie hinterließen Frauen und Kinder, insgesamt 63 Personen. Man konnte sich damals an kein so großes Unglück am Schneeberg erinnern. Damit die Hinterbliebenen erhalten und über den Winter gebracht werden konnten, bat Reislander bei der Kammer um die Ermächtigung zur Hilfeleistung. Er wollte beim Faktor der Jenbacher Gewerken, Heinrich Ruedl, die am Schneeberg beteiligt waren, Hilfe erreichen. Um die unversorgten Witwen und Waisen in ihrem Jammer und Elend nicht zu verlassen, hoffte die Kammer auf ein gutes Werk durch Erzherzog Ferdinand II. Dieser war am 19. Februar mit dem Vorschlag der Kammer, Reislander mit der Durchführung zu betrauen, einverstanden. Die Kammer schrieb daraufhin am 26. Februar dem Faktor, dass der Fall dem Erzherzog vorgetragen wurde, und dass dieser für die Erledigung durch den Faktor entschied.

Quelle: Tiroler Landesarchiv, Kopialbücher: Gutachten an Hof 1580, folg. 43'f - Geschäft von Hof 1580, fol. 48 – Gemeine Missiven 1580, Fol. 323'

Quelle: Georg Mutschlechner, Das große Lawinenunglück am Schneeberg (1580), in: Der Schlern, Monatszeitschrift für Südtiroler Landeskunde, 66. Jahrgang, 2. Heft, Februar 1992, S. 110.
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