Bergrevier Primör (Fiera di Primiero)


von Robert R. v. Srbik

Der Bergbau von Primör war schon im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts nicht unbedeutend, da Erzherzog Sigmund schon 1477 für diesen Bereich eine eigene Bergordnung erließ.

Unter Maximilian I. litten die Bergwerke sehr unter den Folgen des Krieges mit Venedig, den der Kaiser seit 1507 führte. Trotz der verminderten Arbeit mussten die damals noch durchwegs deutschen Gewerken ihren gleichfalls deutschen Knappen den Lohn voll auszahlen, damit sie sich nicht verliefen. Die Menge des Fronerzes betrug infolge der Kriegsläufte im Jahre 1510 nur 250 Kübel. Damit dem Feinde bei einem zu befürchtenden Einfalle womöglich kein Erz in die Hände falle, wurde das Blei eilends ausgeschmolzen, das man leicht vergraben konnte. Auch an Proviant und Bargeld herrschte bis 1512 großer Mangel, überdies beraubte bald darauf ein Einfall der Feltriner die Bergleute ihrer Wehr und Waffen.

Nach dem Tode Maximilians musste die kaiserliche Regierung den Gewerken längere Fronfreiheit zubilligen und das in den nächsten zwei Jahren geschmolzene Silber wechselfrei belassen. Erst gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts besserte sich die wirtschaftliche Lage in Primör wieder durch die ergiebigen Silberzechen von Raganell und Candolet (1558), auch der Bestand eines Silberbrennamtes in Primör seit 1547 gibt hievon Zeugnis. Zur Erleichterung des Betriebes wurde den Gewerken die Silberausfuhr nach Feltre zugestanden.

Auch die Eisenerze bei Schloss Welsberg, Sagwa (Sagron ?) und Transaqua lieferten eine Zeitlang ganz ansehnliche Silbermengen. In den sechs Jahren von 1559 bis 1564 wurden bei einem Knappenstand von 20 bis 40 Mann dort etwa 11 Kilogramm Silber und 188 Tonnen Roheisen erzeugt, letzteres zu einem Drittel nach Venedig ausgeführt. 1567 kaufte der deutsche Gewerke Freiherr von Welsberg das Eisenwerk Transaqua. Der Betrieb erwies sich jedoch als unlöhnig, statt des Bergrichters wurde daher nur mehr ein Berggerichtsanwalt besoldet. Die Kosten stiegen in der Folgezeit immer mehr, so dass das Eisenwerk Candolet 1599 aufgelassen wurde.

Im 17. Jahrhundert treten immer mehr die welschen kapitalskräftigeren Gewerken in den Besitz der Gruben auf Kupfer, Eisen und Silber. Damit beginnt wieder ein Aufschwung, den die bisherigen deutschen Gewerken aus Geldmangel herbeizuführen nicht vermocht hatten.


Bergrevier Primör


Bergrevier Persen (Ost)

1 Santa Maria di Viezzena: Magneteisenerz mit Schwefel- und Kupferkies am Kontakt von Melaphyr und Trias. 1466 bis Anfang 17. Jahrhundert Kupfer, seit Mitte des 18. Jahrhunderts Eisen, dazwischen 150 Jahre Stillstand. Verhüttung Forno bis zur Auflassung Mitte des 19. Jahrhunderts. Derzeit Privatbetrieb. Knappensiedlung Forno angeblich die älteste im Tale, das 1598 als „Zinntal im Flaming" erwähnt wird. — Mezzavalle-Mulatto: Kupferkiesbergbau und Vitriolhütte. Alte Stollen. Wiedergewältigung durch Privatgesellschaft Predazzo Oss-Mazzurana. Eisen im Fleims- und Fassatal („Eveys") seit dem 12. Jahrhundert berühmt. Im Landrein [Landreim] (1558) neben dem Stubaier Eisen genannt.

2 Someda: Wie 1. Wenig Umfang. Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1850 (Auflassung der Hütte Forno).

3 Allochet: Magneteisenerz mit Kupfer-, Eisen- und Arsenkies am Kontakt von Melaphyr und Trias. Anfang des 16. Jahrhunderts bis 1650.

4 Col Santo: Kupferkies mit Pyrit und Fahlerz im Tonglimmerschiefer. Ausgedehnter Bergbau. Ende (?) des 14. bis Mitte des 15. Jahrhunderts. Wenig Spuren. Verhüttung Transaqua.

5 Mont d'Arzon: Wie 4. 12. und 13. Jahrhundert, dann 14. Jahrhundert bis 1520/30. Verhüttung Transaqua wie 4. Saumweg noch erhalten.

6 Monte Asinozza: Spat- und Magneteisenerz mit silberhalt. Bleiglanz und Fahlerz im dolomit. Kalk. Im 13. Jahrhundert lebhafter Bergbau des Bischofs von Feltre, später der Grafen von Welsberg. Zuerst 1350 geschichtlich erwähnt. Bis Ende 16. Jahrhundert nur silberhaltige Blei- und Kupfererze abgebaut. Hierauf 70 Jahre Stillstand, dann 1660 — 1867 Eisenabbau. Hütte Transaqua. Mittelpunkt des Bergbaubetriebes von Primör: Eisen 1477 bis zirka 1600. Silber (Candolet 1558 - 1599, Raganell 1544 — 1630). Eisen und Silber bei Transaqua und Plassenegg 1585, Sagwa (Sagron?) 1548. St. Peterstal neuer Eisenbau 1563, Imer (Klingental 1595 — 1617).

7 Monte Costona (Miss — Sagron): Zinnobererze (Quecksilber) an Störungszone (Valsuganalinie). Anfang 18. Jahrhundert bis 1867. Verhüttung Correra an der Torr. Mis (Ruinen sichtbar). Auch Eisenerze in der Umgebung abgebaut.

8 Selvatal: Blei- und Blenderz im Trias- und Jurakalk. 12. Jahrhundert bis Anfang 14. Jahrhundert (Bergsturz ?). Bergbau auf silberhältigen Bleiglanz. Deutsche Gewerkschaft. Nach 1870 kurze Wiedergewältigung.

9 Monte Civaron: Tertiäre Lignitkohle. 1829 und 1837. Nicht bedeutend. — Ebenso bei Ospedaletto (Mt. Leffré, 1852 37 Gruben). Braunkohle teilweise für Seidenfabriken der Umgebung benützt. — Strigno: Kupferbergbau 1857. — Castel Tesino: Kupfer- und Eisenerze 1649. — Bei Valparoline nächst Tezze Anfang des 20. Jahrhunderts Bau auf Kupfer und Blei.

10 Monte di Cave: Fahlerz mit Bleiglanz im Granit und Porphyr. Im Valle di sette laghi. 14. bis Mitte des 15. Jahrhunderts Besitz der Bischöfe von Trient. Verhüttung Larganza.

11 San Osvaldo: Kupfer- und Schwefelkies mit Fahlerz im Tonglimmerschiefer. 1460 — 1580 ausgedehnter Bergbau, große Halden. Deutsche Gewerken, dann Bischof von Trient. Verhüttung wie 10.

12 Monte Bror: Wie 11, ferner silberhaltiger Bleiglanz und Zinkblende. „Cinque valli". 1437 — 1550, dann von den Bischöfen von Trient bis Anfang 17. Jahrhundert (Holzarmut). Verhüttung Larganza. 1790, 1824 — 1830 wenig Erfolg (Val d'Argento). 1893 Betrieb wieder aufgenommen (Sass dell’ arzent).

13 Frontegraben: Schwefel- und Kupferkies mit Spat- und Brauneisenstein, Blende und Bleiglanz im Tonglimmerschiefer. An Stelle des heutigen Bades Vitriole 1636 — 1760/80 (Holzmangel). Heilwasser schon im 17. Jahrhundert bekannt, früher zur Gewinnung von Eisenvitriol benützt (1549, Blüte 1638), seit 1857 zu Heilzwecken.

14 Vattaro: Schwefel- und Kupferkies. 1680 — 1755. Verhüttung wie 13 Levico. Dortige Hütte 1755 aufgelassen. Im 19. Jahrhundert Gewinnung von Schwefelkies allein.

15 Val Sorda: Schwefel- und Kupferkies mit Fahlerz am Kontakt von Tonglimmerschiefer und Quarzporphyr. 1840 — 1852 (hohe Transportkosten).

16 Val Conseria: Kupfer- und Schwefelkies im Tonglimmerschiefer. Seit Anfang 19. Jahrhundert durch einige Jahre (hohe Transportkosten).

17 Val Sella: Alte verfallene Gruben auf Bleiglanz und Zinkblende.

18 Caldonazzo: Vitriolgewinnung 1560, 1650 — 1663.

19 Vignola: Alte Gruben auf Kupfer und Blei.

Quelle: Robert R. v. Srbik, Überblick des Bergbaues von Tirol und Vorarlberg in Vergangenheit und Gegenwart, Innsbruck 1929, (Sonderabdruck aus den Berichten des Naturwissenschaftlich-medizinischen Vereines Innsbruck), S. 239 - 243.
Digitalisierung der Karten: Wolfgang Morscher
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