801 - Daneis Friedenstätigkeit


nach der andern, um mahnend und drohend der bessern Einsicht zum Durchbruch zu verhelfen. Eines vom ersten, was ihm gelang, war die Freilassung der französischen Gefangenen. In Schlanders brachte er es zur Wahl einer Deputation, die sich unter seiner Führung zu Baraguay nach Meran verfügte. Dieser Gang erwies sich als dem ganzen Tale nützlich. Der General versprach nicht allein, die noch gefangenen Bauern freizugeben, sondern auch ganz Vintschgau mit militärischer Einquartierung zu verschonen, wenn die Gemeinden selbst die Übergabe der Waffen besorgten. Auch für Passeier legte sich Danei ins Mittel. Baraguay hatte gefordert, dass sich die Geistlichkeit des Tales vor ihm stelle. Nur einer, Magnus Prieth, hatte Folge geleistet und erbat sich Daneis Begleitung zum General. Dieser zeigte sich anfangs sehr ungehalten, dass die andern Seelsorger ausgeblieben. Endlich ließ er sich beschwichtigen. Während dieser Verhandlung eröffnete er den beiden Priestern, dass der Vizekönig über Hofer die Acht verhängt habe. Auch dagegen erlaubten sie sich Fürbitte einzulegen. Und Baraguay gab endlich das Versprechen, Begnadigung zu erwirken, wenn der Geächtete sich sogleich stelle. Mit diesem schriftlichen Bescheid wurde Prieth entlassen.

Dass Barbou mit seiner ganzen Division Passeier räumte, hat dort nicht auf alle beruhigend gewirkt. Wie die Meinungen noch schwankten, davon konnte sich Sieberer überzeugen, der nach der Trennung von Danei auf seiner Irrfahrt bei Sterzing einem Bauerntrupp in die Hände gefallen und als Verdächtiger nochmals über den Jaufen geschleppt wurde, um dem Sandwirt ausgeliefert zu werden. So kam er am ersten Adventsonntag (3. Dez.) nach Walten. Es wurde ihm gestattet, dem Gottesdienste beizuwohnen. Da hörte er, wie der Pfarrer auf der Kanzel die Gemeinde aufforderte, dem Gebot der Waffenauslieferung zu gehorchen. Dabei nahm er wahr, dass nur ein Teil sich willig zeigte. Als die Bauern von der Kirche weg die Dorf schenke aufsuchten, gab es dort über dieses Thema hellen Streit. 1) Und wirklich kam es bei Saltaus nochmals zu Rottierungen. 2) Baraguay, davon in Kenntnis gesetzt, entsandte Barbou nochmals mit ein paar tausend in das Tal. Durch tiefen Schnee vollzog sich der Marsch. Nirgends konnten die Franzosen eine Spur der Renitenz oder einer bedenklichen Ansammlung erblicken. Nach zehn Tagen verließen sie die wie in Totenstille gehüllte, unwirtliche Landschaft. Was die zu Meldungen verhaltenen geistlichen und weltlichen Behörden des

1) Sieberer wurde noch an diesem Tage auf den Jaufen zurückeskortiert, weil, wie man ihm sagte, Hofer nicht zu erfragen war. Erst jetzt brachte er es nach unsäglichen Strapazen zur Heimkehr.
2) Nach Richter Auer war Georg Laner (Salztrager) „Aufwiegler und Chef der wenigen elenden Bursche". J. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 801

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.