776 - Kämpfe in Oberinntal


ab. Von derselben Stunde an aber war Wallner in seinem Heimatsort nicht mehr zu sehen. 1)

Nicht schnell genug konnte Hofers Abdankung in Oberinntal bekannt gemacht werden, so dass ein Teil der Bevölkerung und der dortigen Hauptleute die früheren Aufforderungen zur Erhebung noch in Kraft wähnten. Firler, Marberger und jubele riefen die Stürmer nach Imst. Die bis in die Nähe des Marktes vorrückenden Bayern sahen sich ungestüm angegriffen. Am 11. lieferte man sich an der Arzler Brücke und beim Weiler Gunggelgrün ein heißes Gefecht, das dem Major Seiboltsdorff wohl ein halbes Hundert seiner Leute kostete. Schließlich mussten die Tiroler nach Landeck zurück. In Innsbruck würdigte man diese Anzeichen noch fortdauernder Gärung, und 3000 Mann von der Division Kronprinz (General Raglovich) erhielten am 13. Marschbefehl. 2) Auch Sieberer, den seine Mission zunächst in sein Heimatsdorf Langkampfen geführt hatte, wurde gerufen, damit er im Oberland als Friedensbote wirke. Raglovich hatte Mannschaft genug, um nicht bloß Seiboltsdorff zu verstärken, sondern auch die Seitentäler nebst ihren Übergängen wie Ötz- und Pitztal mit Besatzungen zu versehen, indessen das Korps Oberndorf das Mieminger Mittelgebirge und den Kessel von Nassereit in Schach hielt. Als verdienstliche Mitwirkung wurde es von Seiten Bayerns anerkannt, dass Strasseningenieur Hirn in Imst mittels seines Arbeiterpersonals so nachhaltig die Orte an der Strasse bis Ried zu beeinflussen vermochte, dass sie trotz späterer Lockungen sich ruhig verhielten. 3) Diese Lockungen, aus Passeier kommend, sollten Ötztal, Paznaun und das Inntal von Pfunds aufwärts nicht unberührt lassen. Jenseits des Fernpasses fügte man sich willig ins Unvermeidliche, die besetzten Pässe bei Reutte wurden geräumt, die Waffen ohne weiteres abgegeben. 4) In Unterinntal begegnen zwar noch einzelne irrlichternde Anzeichen, um jedoch im nächsten Augenblick zu erlöschen. Da stand noch am 13. im Achental ein Bauerntrupp, dessen Hauptmann Johann Brandl sich von Straub Aufklärung erbittet. 5) Er hat, wie er klagt, wegen des mangelnden Zusammenhaltes nichts vollbringen können trotz aller guten Vorsätze. „Es wird nicht besser, als bis es schnellt im Oberland." Von einem solchen

1) Kienberger a. a. O.
2) Einen Aufruf Jubeles von diesem Tag überliefert Danei a. a. O.: Hofer habe nur infolge falscher Nachrichten niedergelegt, sei aber zur Erhebung bereit, wenn alles die Waffen ergreift. „Wenn der Friede geschlossen ist, warum bettelt der Feind bei uns um Niederlegung der Waffen?"
3) Zeugnis des Majors Fial vom 1. leicht. Inf.-Reg. 15. Dez. 1809. M. K. Ein belobendes Zeugnis des Generals Rechberg, Pfunds 23. Januar 1810 (M. St.) für die Gemeinden Prutz und Ried, insbesondere für Zangerl in Prutz, Wegmeister Würzer in Ried, Müller Tragseiler in Kaltenbrunn und für den Pfleger Linser.
4) Üb. Tannheim Archivberichte aus Tirol II, 217.
5) Pertisau 13. Nov.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 776

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.