752 - Der 1. November


bedeutungsvolle Bewegung. Er lässt den beim Kohler in Kleinvolderberg stehenden Straub zur Vorsicht mahnen. „Denn in Innsbruck wird schon adagiert. Wann der Feind in die rechten Ort kommt, so soll bei der Volderer Brücke der Angriff geschehen, wo wir zu gleicher Zeit bei der Haller Brücke angreifen. Ich werde schon schnell Ordonanz schicken." Wenn möglich, möge Straub von allen Seiten den Feind beängstigen. Und mit einem frommen Aufblick, den der Haudegen vom Sandwirt gelernt haben könnte, schließt er: „Alles sei allen Heiligen Gottes anbefohlen, dessen Fest mihr heut feiern." Sicherer brachte aus Matrei die Losung zurück, man habe auf Firler zu achten, der von Hötting aus den Angriff eröffnen und den Feind gegen Mühlau werfen werde. Gewartet hat man auf ein solches Zeichen vergebens, die Angreifenden waren die Bayern. 1)

Vom dunkeln Nebelgewölk, das die ganze Landschaft am Morgen des 1. November bedeckte, begünstigt, konnte Drouet ungehindert seine Angriffsdispositionen treffen. Hinter den 24 in den Wiltener Feldern aufgefahrenen Geschützen standen die sturmbereiten Bataillone. Von den Volksmassen in solcher Zahl und solcher Qualität, wie sie der Iselberg in den vorausgegangenen Monaten dieses Jahres wiederholt gesehen, war nur mehr ein Teil gegenwärtig. Aschbacher und Danei verfügten im Zentrum etwa über 3000 Mann, Delamas linker Flügel zählte nur die Hälfte, vom rechten Sillufer bis Volders, aber in viele Abteilungen aufgelöst, standen 5000.

Als es sich gegen 9 Uhr zu hellen begann, eröffneten die Bayern die Kanonade. Die Doppelhaken am Berge wollten erwidern. Alsbald erwies sich die Bedienungsmannschaft als zu geringfügig und ungeübt. 3) Die gegnerischen Geschosse zerstörten die ohne Fachkenntnis errichteten Schanzwerke. Den Sturmlauf begann die Infanterie gegen den linken Flügel, dessen Schwäche dem bayrischen Kommando nicht unbekannt geblieben sein wird. Der Husslhof wurde genommen und von dort aus die Höhe von Natters erreicht. Damit wurde schon Flanke und Rücken des Zentrums bedroht, gegen dessen Stirnseite sich nun auch die Kolonnen

1) Die Anklage gegen Firler, welcher betrunken die festgesetzte Zeit verschlafen habe, erhebt Sieberer. Ihr gegenüber steht ein leider undatiertes eigenh. Schreiben Hofers an Firler, das ich zeitlich nicht anders als in die letzten Oktobertage einzureihen vermag. Es lautet: „Mein Gedanke ist der, einderspörren tuen mier den Feind nicht. Von allen Seiten laufen Klagen ein, dass das Volk davonlauft. Mit wenig Volk sein mier nicht im Stand. Meine Meinung ist, du sollst den Feind nicht angreifen, damit er durch die Scharnitz durchkommen kann, damit wir ihn so aus dem Land bringen. Unter der Zeit wird es sich wohl scheiden. Das ist bei dir alleinig zu halten." J. M. Damit ist zu vergleichen der von Delama gegen Firler erhobene Vorwurf (A. G.): „Die Schuld hatte F., welcher bei Kranewitten viel zu spät aufbrach und so den Bayern die Strasse offen ließ."
2) Dies betont namentlich Aukenthaler a. a. O.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 752

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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