724 – Speckbacher


bei seiner Ankunft die dort stehende Landesverteidigerschar sich gerade auflösen wollte. Mit dem Namen Roschmann wollte Danei ihren Heimlauf aufhalten. Er habe leicht reden, ward ihm entgegnet, sie stünden schon drei Wochen über ihre Zeit im Feld, ohne abgelöst zu werden, hätten nichts zu essen, kein Geld und keine Schuhe; sie wollten nicht länger „des Sandwirts Narren" sein. Nach langem Zureden ließen sie sich noch zu einem zweitägigen Dienst herbei. Von Hopfgarten trabte der geistliche Kommissarius bis St. Johann. Überall fand er die Leute unschlüssig. Weitereilend gelangte er am 17. nach Erpfendorf. Dort traf er schon auf Flüchtlinge, die ihm sagten, Speckbacher sei geschlagen, am Friedensschluss sei nicht mehr zu zweifeln. Da half auch keine Berufung auf Roschmann mehr. Danei musste umkehren und seine Schritte beschleunigen, um nicht den anrückenden Bayern in die Hände zu geraten. Ohne Aufenthalt flog er nach Innsbruck und brachte als erster dem erstaunten Sandwirt die Kunde vom Blutbad bei Melleck.

Seit Ende September stand Speckbacher unbeweglich in Melleck. Auf eine blinde Draufgängerei, wie sie Haspinger gegen Hallein versucht hatte, verzichtete er. Reichenhall hielt General Rechberg in sorgsamer Hut. Das wochenlange Stillleben wurde nur durch Zusammenstöße einzelner beiderseitiger Patrouillen unterbrochen. Auch bei Speckbachers Mannschaft trat ein Rückgang ein in quantitativer und qualitativer Hinsicht. Wintersteller trennte sich von ihm, um die Pässe bei Kössen zu versehen. Nur mehr 15 Kompagnien sah er um sich. Und alle jene Kalamitäten, welche uns in den tirolischen Bauernlagern dieser Zeit begegneten, rissen auch bei Speckbacher ein. Erprobte Streitkräfte bestanden auf der Heimkehr, ihr Ersatz war unzulänglich. Speckbachers mutvolle Ausdauer wurde dadurch freilich nicht erschüttert. Friedliche Anträge, die ihm von bayrischer Seite gemacht wurden, wies er kurzerhand zurück. Diese seine Haltung deckte sich mit der Stimmung, die im Innsbrucker Hauptquartier herrschte. 1) So verstrich die Zeit bis Mitte Oktober.

Vom selben Tage, da Napoleon den Schönbrunner Frieden unterzeichnete, datiert sein Befehl an den Vizekönig zur Unterwerfung Tirols. 2) Mit 6000 Mann der italienischen Armee unter Rusca hatten zwei Divisionen Macdonalds von Kärnten her das Land zu besetzen, General Vial musste vom Süden aus vordringen. Zum Einmarsch in Nordtirol waren drei bayrische Divisionen bestimmt, deren Befehl aber nicht mehr der schlecht bewährte Lefebre, sondern dessen Stabschef Drouet zu übernehmen hatte. 3)

1) Darüber berichtet Speckbacher an Wintersteller u. Margreiter 8. u. 12. Okt. und Straub in seiner gegen Speckbacher feindlichen Weise. Ebenda auch Firlers angebliche geharnischte Antwort an einen bayrischen Oberst Apeller.
2) Die „Instruction pour le Viceroi d'Italie" v. 14. Okt. in d. Corresp. de Napol. XIX p. 675.
3) Schon am 11. Okt. stellt Lefebre den Bayern Drouet als ihren Befehlshaber vor.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 724

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.