721 - Sendung Campis und Lichtenthurns


noch zur Sprache wegen des „beim Schweizer Gesandten im Merkantilweg eröffneten Kredits". Sollte dieser nur zum Teil oder gar nicht in Anspruch genommen worden sein, so war, wie der Kaiser anordnete, von einer weiteren Verwendung abzusehen. 1) Die Beruhigungsaktion blieb völlig dem Erzherzog überlassen, demjenigen allerdings, der auch die Erhebung des Landes auf sich genommen. Nach Campi wurde ein zweiter abgeschickt, Josef v. Lichtenthurn, welcher seit Mitte August bei Johann sich aufhielt. Ihm wurden einige Zeilen des Prinzen mitgegeben, sie bestätigen den Friedensschluss, versicherten den Schmerz des Kaisers und seinen Wunsch, dass sich das Land ruhig verhalten möge. Es wurde dafür gesorgt, dass Lichtenthurn nicht heimlich, gleich so vielen anderen, sich ins Land zu stehlen brauchte, sondern frei und offen als offizieller Bote. 2) Kaum einen Tag später als Campi, der noch Schleichwege hatte einschlagen müssen, gelangte Lichtenthurn nach Tirol. Er traf seine Heimat im Zustande heilloser Gärung. Niemand wusste, was er zu halten habe. Bei den einen war an die Stelle der Tatkraft dumpfe Verzweiflung, bei den anderen an die Stelle heller

1) Franz an Metternich, 3. Nov. Nur für die Frau des gefangenen Dr. Schneider durfte, aber ohne Kompromittierung, ein Betrag noch realisiert werden. Metternich antwortet am 17. Nov.: „In der Beilage (fehlt) teile ich mit, wodurch es unserer Schweizer Gesandtschaft unmöglich war, dem Lande Tirol die zugedachte Geldhilfe zukommen zu lassen. Man sieht daraus, wie zweckwidrig und unsinnig oft die heilsamsten Geschäfte eingeleitet werden. Das Betragen unseres Gesandten v. Schraut kann ich nur loben. Er konnte nicht anders handeln, ohne E. M. zu kompromittieren. Nur durch Wechsel mit supponierten Namen oder Ordres in bianco kann eine solche Operation ohne Kompromittierung durchgeführt werden, und die Eröffnung eines Kredits für einen, dessen Geldausgaben sehr leicht von jedem Beobachter bestimmt werden können, ist sicher die letzte Maßregel, die man hätte ergreifen können. Die letzten Weisungen an Schraut haben ihn enthoben, vom Kredit Gebrauch zu machen. Die für Tirol bestimmten Gelder müssen noch in Breslau bei Eichborn & Co. liegen." W. St. Nach Kurt Moriz-Eichborn, Das Soll und Haben von Eichborn & Co. p. 122 vermittelte dieses Haus 1809 die englischen Subsidien an Österreich.
2) Johann an General Marschall, 21. Okt.: Lichtenthurn geht auf Befehl des Kaisers mit der Friedensnachricht nach Tirol. Er muss frei dahin kommen, damit dort Ruhe wird. Der General hat für ihn einen Pass von Macdonald zu besorgen, so dass er bei Tag und Nacht ohne Hindernis bis Innsbruck gelangen kann. J. M.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 721

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.