704 - Schwankende Haltung des Kaisers


sich schon der Mut, wenn General Laudon, Hauptmann Auerbeck vom Jägerkorps, Rittmeister v. Hibler und Graf Leiningen gesendet würden. 1) Gleichzeitig mit dieser Antwort mag bei Johann auch jene warme Ergebenheitsadresse angelangt sein, die Marquard v. Pasotti und Angelo Negrelli als Verordnete von Primiero an ihn richteten.

Unterdessen verharrte man am Kaiserhofe im Zustande der Unsicherheit, wie über die Frage, ob Krieg ob Frieden, so auch über Tirol. Alles was man vom Kaiser kennt, bestätigt diese Lage. Über den Vorarlberger Major Müller richtet Franz an seinen Bruder Johann die Frage, ob er „beim Wiederausbruch des Krieges anderswo oder bei solch einem Wechsel der Umstände, wo in Tirol oder Vorarlberg wieder gewirkt werden könnte, abermals nach Vorarlberg zu senden wäre". 2) Ähnlichen Tones ist ein Schreiben des Kaisers vom gleichen Tage: allgemein höre man, dass Tirol von allen Seiten angegriffen werde, da werde das Land nicht bestehen können. Der Erzherzog möge daher den Tirolern nahelegen, dass sie sich keinem unnötigen Widerstand aussetzen, sondern ihre Kräfte auf jenen Augenblick sparen, wenn die Feindseligkeiten wieder losgehen. „Man soll ihnen die Versicherung erneuern, dass man für sie nichts anderes tun kann bei einem Friedensschluss, als jeden nur möglichen Bedacht auf sie und das Schicksal des Landes zu nehmen." 3) Gleich darauf soll Johann „auf geschickte Art und ohne Kompromittierung" die Tiroler aufmerksam machen, dass die Anträge auf Verlängerung des Waffenstillstandes kaiserlicherseits nicht angenommen wurden, der Stillstand nur noch fortlaufe bis zur „gutfindenden "Aufkündigung eines Teiles, es sei auf eine neue Invasion Tirols durch Marschall Bessiers abgesehen. 4) Während die erste kaiserliche Botschaft eher abwiegelnd gehalten ist, schien in der zweiten wieder kriegerische Stimmung vorzuwalten. Und diese traf bei Johann auf eine gleichartige. Sein Tagebuch von damals enthüllt sie ganz offen, er stellt folgende Reflexion an: „Das Schicksal des Reiches hängt von der nächsten Schlacht

1) Hofer an Johann, Sterzing, 2. Sept. J. M. In A. G. liegt die Kop. einer Eingabe Leiningens an den Kaiser, Totis 28. Sept.: „Schon sechs Wochen bin ich untätig für Tirol. Ich habe selbst aus dem Munde E. M. gehört, dass E. M. Tirol nie verlassen wird. Ich ersuche deshalb, mir sogleich zu erlauben nach Tirol zurückzukehren und so mein Ehrenwort zu lösen, das ich den Tirolern gegeben. Sie haben mich schon dreimal daran gemahnt. E. M. wird nicht wollen, dass ich gegen diese von der ganzen Welt bewunderte Nation wortbrüchig erscheine. Sollten aber die politischen Verhältnisse E. M. verhindern, direkt Einfluss auf Tirol zu nehmen, so bin ich gezwungen, meine Charge niederzulegen und um meine Entlassung zu bitten, da ich schuldig bin, mein Leben für Tirol zu opfern."
2) Franz an Johann, 31. Aug. J. M.
3) A. J.
4) Franz an Johann 3. Sept. J. M. Johann notiert dazu: „Warum dieses sagen bei der Stimmung, die in Tirol herrschte, es war daher eine Aufforderung zum Widerstand." Üb. d. damalige Lage in Totis s. Wertheimer a. a. O. II, 405 ff.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 704

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.