691 - Die Franzosen in Trient


man sich zu einem Widerstande, so dass Peyri in Trient stehen blieb. 1) Aber nur für kurze Frist. Dem Blick des Generals entging es nicht, dass sein Erscheinen die größte Verwirrung unter den Landesverteidigern hervorgerufen. Weder der von Hofer aufgestellte Morandell, noch Torggler zeigten sich der Gefahr gewachsen. Zwar ging es nun mit Windeseile von Tal zu Tal, dass Gefahr drohe und alles auf sein soll. 2) Bevor Verstärkungen eintrafen, ereignete sich bei Lavis schweres Unglück. Mit einem geschickten Umgehungsmanöver fasste Peyri am 2. Oktober die dortige Aufstellung auf zwei Seiten zugleich und richtete argen Schaden an. Die Bauernscharen, plötzlich überrumpelt, stoben binnen einer Stunde wild auseinander. Nach Hunderten zählte ihr Verlust, das Gericht Bozen vermisste allein schon 100. 3) Erst hinter den Schanzwerken von Salurn sammelten sich jene, die sich gerettet. Allgemein kehrte sich der Unwille gegen Torggler, dessen Sorglosigkeit man verantwortlich machte. Dafür richteten sich die Blicke auf Eisenstecken, welcher, von Österreich zurückkehrend, eben in Bozen eingetroffen war. Von ihm erhoffte man sich endliche Herstellung der Ordnung und kräftige Zurückweisung des Feindes. 4) Wenn einer, so musste doch des Sandwirts erprobter Adjutant die Dinge zum Bessern wenden. Von Hofer bereits dazu beauftragt, nahm er alsogleich die Leitung in die Hand, an Zuversichtlichkeit fehlte es ihm nicht. Noch am 2. abends begab er sich nach Salurn. 5) Und wirklich schien mit ihm ein besserer Geist einzukehren. Von allen Seiten sammelte er die Flüchtlinge und vervollständigte die Kompanien. Von den Sturmglocken gerufen, strömte viel Volk herbei. Die Passeirer Kompanien, welche Hofer zur Ablösung anderer soeben nach Unterinntal bestellt hatte, erhielten Marschbefehl an die Etsch und stellten sich ohne Säumnis ein.

1) Allzu ruhmredig meldet Torggler, 30. Sept., der Feind habe bei Lavis erfahren müssen, dass er an der Grenze des deutschen Bodens stehe. Mém. de Mais. Bozener Briefe (A. G.) zeigen, dass man den Feind stark unterschätzte.
2) Aufruf der Oberkommandantschaft von Passeier, mit eigenhändigen Zusätzen von Hofer und Andr. Ilmer, 29. Sept. J. St. Die in Bozen internierten Gefangenen wurden am 29. bereits abgeführt.
3) Hepperger a. a. O. Frau v. Giovanelli berichtet ihrem Gemahl, dass eine einzige Bäuerin, die Brandeiserin, drei Söhne zu beklagen hat; einer erlag schon den Wunden, der zweite liegt im Sterben, der dritte ist leichter verwundet.
4) Indem Giovanelli Eisensteckens Ankunft meldet, schreibt er schon am 30. Sept.; „Ich bin sehr besorgt, da ich aus dem Süden die traurigsten Nachrichten höre und weil die Gegenanstalten nirgends so schlecht sind wie im Süden des Landes. Eisenstecken wird mit Gottes Hilfe wohl die Sache in Ordnung bringen und die Verteidigungsanstalten beleben."
5) Eisenstecken an Giovanelli d. ä., 2. Okt., 11 Uhr nachts: „Die Franzosen sind bis Nevis gekommen und sind wie die Barbaren. Aber lassen Sie nur den Badlwirt sorgen, wenn ihm Gott gnädig ist. Mir ist sehr leid, dass ich nicht früher herabgekommen bin. Ich sehe ein, dass nichts als unverständige Hauptleute aufgestellt wurden." A. G.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 691

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.