672 - Organisierung der Kompanien


Feind des Vaterlandes erklärt, geht aller Löhnungen und Forderungen verlustig und wird zu seiner Zeit dem Kaiser angezeigt. Man wird alles tun, um die ausständigen Löhnungen zu bezahlen; aber niemand ist berechtigt, bis zur Bezahlung den Verteidigungsdienst zu verweigern." 1)

Schon solche Mahnschreiben des Sandwirts lassen erkennen, dass der leidige Kostenpunkt große Hemmnisse schaffte. In jedem Gericht wurde aus der Mannschaft von 18 bis 60 Jahren eine große Anzahl Kompagnien von 130 bis 150 aufgeboten. Sterzing hatte deren 14, Meran 23, Passeier allein 11 zu stellen. 2) Durch das Los wurde der einzelne einer Kompagnie zugewiesen. 3) Das Offizierewählen, so belehrt einmal ein Brief Hofers, steht bei der Mannschaft; wen sie wählt, der muss sich brauchen lassen, vorausgesetzt, dass er verlässlich ist. Ein andermal forderte er zur Wahl auf, „aber mit Ordnung und ohne tumultuarischen Auftritt", die Gewählten sind ihm anzuzeigen. Fiel die Wahl zum Hauptmann auf einen, so betrachtete er es oft weniger als Sache der Ehre denn als große Last. Von solchem Gefühl erfüllt, meldet Peter Pertinger die auf ihn gefallene Kürung: „Mit großem Leid erfahre ich, dass man mich zum Hauptmann ernannt hat. Ich besitze weder Kraft noch Kenntnis. Ein Hauptmann hat tausend Verdrießlichkeiten. Das Volk will nicht gehorchen. Aber wenn es der Wille des Volkes ist, so will ich es als Gottes Wille erkennen. Man hat mir 150 G. angewiesen. Was soll man mit einer solchen Kleinigkeit für eine ganze Kompagnie anfangen? Ich ersuche um eine größere Summe, denn ich selbst bin nicht mit Geld versehen. Ferner will ich wissen, wie lang die Kompagnie zu dienen hat, wie es mit der Verpflegung ist und mit der Munition. Ich verlange eine Marschroute und will genau wissen, wie es mit den Ungehorsamen gehalten wird. Denn ich will der Vintschgauer Ruhm nicht ruinieren lassen." 4)

Bei den Landstürmern bereitete die Verpflegungsfrage weniger Kopfzerbrechen. Sie rückten nur für ein paar Tage aus und versahen sich für diese kurze Zeitspanne mit dem Nötigsten von Hause. Anders war es bei den regulären Schützenkompagnien, welche vier und mehr Wochen Dienst hatten. Zwar rückten höchst selten alle Kompagnien eines Gerichtes gleichzeitig aus, sie sollten einander ablösen. Ihren Unterhalt

1) Erl. v. 10. Sept.
2) Die 11 Passeirer Kompagnien zählten 129, 140, 126, 134, 140, 144, 138, 135, 136, 133, 135, zusammen 1490 Mann. Hochrainer berechnet, dass Tirol 36 000 Schützen und 40 000 Stürmer stellen könne.
3) Manchmal erwähnen gleichzeitige Notizen dieses „Spielen". So verzeichnet eine solche von Achental: „22. Aug. haben wir spielen müssen von 18—40 Jahren, 8. Sept. wieder und 29. Sept. von 18—60 Jahren auf 7 Kompagnien."
4) Pertinger an die Kommandantschaft in Schlanders, Tschengls, 9. Sept. J. M. Ein Zeugnis des Majors Peintner in Tannheim v. 16. Okt. belobt Pertinger und seine Kompagnie. Ebend.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 672

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.