668 - Vorbereitung zur Reise nach dem Süden


seine Rehabilitierung, sammelte eine Herde Emigranten um sich und wurde mit ihnen der gefürchtete Erpresser des welschtirolischen Etschtales. Klagend wandten sich die Leute an Hofer, und so fühlte sich dieser berufen, einzugreifen. Zunächst bestellte er den ob seiner „Rechtschaffenheit" bei ihm wohl akkreditierten Hauptmann Morandell in Kaltern als Chef, der „die ganze Gewalt" haben, der die Unterkommandanten ernennen, nur in wichtigen Dingen bei Hofer sich anfragen soll. 1) In wenigen Tagen wollte sich der Sandwirt selbst einfinden, wenn nicht in Trient, doch in der Bozener Gegend. 2)

Ganz nach der Art eines Geschäftsmannes und Hausvaters, der für eine Zeit auf Reisen geht, bestellte Hofer das ihm anliegende Landeswesen. Die Kommandanten, die nicht zu fern waren, wurden noch zu einer Konferenz in die Hofburg geladen. 3) Adjutant Purtscher sollte, während er abwesend, seine Stelle vertreten. Leicht könnte es, wie er fürchtete, geschehen, dass man bis zu seiner Rückkehr allzu leichtfertig wirtschaftete. Dem wollte er vorbeugen durch ein möglichst einschränkendes Monitum, womit er die Finanzdirektion des Innkreises begrüßte: da er sich in Geschäften auf einige Tage entfernen müsse, so werde die Behörde verpflichtet, während seines Ausseins die Ausgaben tunlichst zu beschränken, nur im äußersten Fall Geldanweisungen zu verfügen, die aber nicht den Betrag von 50—60 G. übersteigen dürfen; das Salzamt Hall dürfe, außer gegen eigenhändig von ihm ausgestellte Anweisungen an niemanden Salz abgeben, der nicht bar bezahlt, ebenso habe es die Bergverwaltung in Schwaz mit dem Metall zu halten; dafür solle man sehen, von den auswärtigen Ämtern recht viele Überschüsse an die Kreiskasse geliefert zu bekommen. 4) Solcher Art, mochte Vater Sandwirt denken, habe er seinen Untergebenen hinreichend einschränkende Weisungen erteilt, nun konnte die Fahrt angetreten werden.

Nicht oft hat Innsbruck so seltsamen Reisezug gesehen, wie jenen, der sich am 1. September durch die Triumphpforte gegen den Brenner bewegte. Hofer hatte prunklos, nur mit seinen vier Schimmeln, ausfahren wollen; aber seine Freunde bestanden darauf, dass er sich staffiere, wie es einem Oberkommandanten und Landesverweser gebührt. 5) Voraus ritt ein Passeirer mit blankem Schwert, gefolgt von einer Kavalkade in Dragoneruniform mit

1) Hofer an Morandell, 30. Aug. J. M.
2) Hofer wählt hier die naive Begründung: er werde nicht Zeit haben nach Trient zukommen, weil er „dem Versprechen gemäß bald den Erzherzog Johann erwarte".
3) Für den 31. Aug. So auch an Straub, unter dessen Ladeschreiben Hofer verdrossen bemerkt: „Prueder, wann du noch ,2 oder 3 wissest guete menner, lass mit dir heraufkommen, wann nie nicht in Ordnung kommt, geh (ich) nachhaus,"
4) Hofers Erl. v. 31. Aug. J. St.
5) Stettner a. a. O.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 668

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.