664 - Das Montangefälle


er früher als Wirt und Bauer gehuldigt hatte. 1) Gleich Hormayr betonte er, die Ansätze bei den Maut- und Zollstätten, wie sie unter der kaiserlichen Regierung gegolten, müssten auch jetzt in Kraft bleiben. So mancher meinte, jetzt, da einer von seinesgleichen am Ruder wäre, müssten die verhassten Abgaben verschwinden. Des Sandwirts Mandate belehrten ihn eines andern. Sie verhielten zur Entrichtung des Weinaufschlages, der Maut- und Zollgebühren. In Sandwirts Namen revidierten dessen Verordnete die Gefällsämter und schritt die organisierte Verteidigungsmannschaft gegen solche ein, welche die pflichtgemäße Bezahlung weigerten. Auch für Hofer bildete die Salzsudstätte in Hall die namhafteste Einnahmsquelle. Freilich hatte schon der Intendant die Schraube dort sehr stark angezogen, die Saline mit vielen Verweisungen belastet, den Salzpreis reduziert. Dieser wurde jetzt erhöht. 2) Da auch die Knappen und Pfannenarbeiter bei den Auszügen eifrig mitliefen, so war die Produktion erheblich zurückgegangen. 3) Daher Hofers Befehl, die Mannschaft des Salzberges soll sich des Defensionsdienstes möglichst enthalten. Auch der Sandwirt hat direkte Anweisungen zum Salzbezug ausgegeben, aber bei weitem nicht in dem Umfange, wie es Hormayr geübt hatte. Namentlich für notleidende Gemeinden gab es solche Bewilligungen. Ohne lange zu fragen haben einzelne Hauptleute in die Vorräte des Salzamtes einen Griff gewagt. 4) Gleiches geschah beim Bergamte Schwaz, obgleich es selbst schwer daniederlag und, um den eigenen Handel heben zu können, noch der Unterstützung aus der Zentralkasse bedurft hätte. 5) Zum Schrecken der Montanbehörden erschienen Hauptleute unter dem Titel einer Inspektion, zu welcher sie sich bei Hofer eine Vollmacht erwirkt hatten, um von den vorhandenen Vorräten Besitz zu ergreifen. Am tollsten trieb diese Praxis der Thauerer Franz Rahm in Kastengstatt, Brixlegg und Kössen. Wo Haspinger und Speckbacher bei ihren Verteidigungsmaßnahmen in Unterinntal (Pillersee) vorrätiges Metall entdeckten, nahmen sie es zuhanden. Hormayrs Münzprägung hat Hofer fortgesetzt in der Ausgabe von Kreuzern und der „Sandwirtszwanziger". Er wollte diese „Tiroler Landmünze" mit dem Bilde der Gottesmutter versehen. Man hielt ihm jedoch vor, dass die Herstellung solcher neuer Prägestöcke zu

1) Vgl. ob. p. 499.
2) Von 2 G. 48 kr. auf 3. G. 20 kr. pro Zent.
3) Nach einem Bericht einer Kommission, an deren Spitze Straub, berechnete man den Rückgang seit April auf 8 1/2 Wochensude. Ein Sud zu 5500 Zent. und den Zent. zu 3. G. gerechnet, betrug das Minus 136 000 G.
4) Danei a. a. O. Dagegen hebt Rapp, p. 590, Hofers Sparsamkeit mit Gratissalz hervor.
6) Tatsächlich lieh die Administration zur Unterstützung des Schwazer Handels unter sehr beschwerlichen Bedingungen von den Innsbrucker Kaufleuten Habtmann, Kapferer und Mayer 20 000 G. Rapp, p. 592.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 664

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.