623 - Hofers Anstrengungen


sie wohlen alle selbst noch Verstärkhung", Das Burggrafenamt soll neue Mannschaft senden: „Da der Feind sich zu Innsbruck zusamen gezohen hatte und folglich demselben auf allen Seiten Widerstand zu tun noch immer zu wenig Landesverteidiger gegenwärtig sind, so ersuche ich die Commandantschaft Meran, zwei Kompagnien von Lana und Marling sammt dem Pulver, so sich in Lana befindet, wie auch eine Kompagnie von Natturns, welche wir immer erwartet haben, in möglichster Geschwindigkeit anher zu weisen, um denen sonsten zu schwachen Brüdern zu Hilfe zu eilen. Auch soll eine Kompagnie von Ober- und Untermais aufgeboten werden. Ich bitte also dies in möglichster Geschwindigkeit zu bewirken, indem sehr vieles, ja alles daran gelegen ist." Am wenigsten vermochte Firler seine Leute zusammenzuhalten. Ihnen sucht Hofer besonders warm zuzureden. Sie haben unter dem Vorwand, den Oberkommandanten nie zu Gesicht zu bekommen, sich zu verlaufen angefangen. Als ihr ,.wahrhaftes Herz", wie er sich unterschreibt, versichert er sie, dass er am Schönberg verweile und „wegen der Canzellei nit abkhomen" könne, er müsse sich stets im Zentrum halten, um für seine Befehle nach allen Seiten hin den kürzesten Weg zu haben, sie mögen seiner Unterschrift und seinen Boten trauen: „Was würden wir uns nicht verantwortlich machen, wenn wir jetzt noch einander verlassen sollten, da wir doch den Sieg schon in Händen haben. Ich versichere euch, dass ich längstens bis drei Tagen bei euch bin, ihr werdet ja noch mir zulieb diese wenigen Tage bei einander ausharren können. Trauet und bauet auf Gott, der uns ja augenscheinliche Hilfe leistet." 1) Selbst Hauptleute wie Marberger drohten schon nach Hause zu gehen. Ihm widmet Hofer einen besondern Brief. Marberger soll in seinem Eifer nicht erlahmen trotz der „Kaltsinnigkeit bei vielen Verteidigern bei euch wie bei uns". 2) Es seien denn doch noch „sehr viele recht gute Verteidiger vorhanden". „Wir haben gestern nicht verloren, sondern mehr erobert, nur das ist, dass wir sehr wenig Monizion haben, und doch hoffe ich, die Feund werden sich in Kürze dervon machen. Ich hoffe, es wird alles zum Besten ausfallen, indem wir eine gute Beschützerin haben." 3) So sammelte, ermunterte und sorgte der Sandwirt nach allen Seiten hin.

Noch grösser als im tirolischen war die Niedergeschlagenheit im bayrischen Hauptquartier. Die Frage der Truppenversorgung war nachgerade

1) Nach seiner Unterschrift setzt er bei „glaubet sicherlich, dass ich in schen Perg mein Quartier notbendig haben muess."
2) Hofer sendet am 14. noch einen zweiten Brief an Marberger. Er hat von Speckbacher erfahren, dass es beim Feind „ganz auf eine Rederady muss angesehen sein". „Wenn dieses ist, so machen Sie sich nur ganz wachtbar auf, dass nicht versaumbt werde. Und schon überhaupt ist dies die gefährlichste Nacht, welche würdig ist, sie zu beobachten."
3) Alle diese Hoferbriefe in J. M., abgedr. bei Maretich, passim.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 623

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.