615 - Die Schlacht vom 13. August


ins Treffen. Noch vor der neunten Tagesstunde war man ins hitzigste Gefecht verwickelt. 1) Mayr musste vor den die Höhe anlaufenden Kompagnien Deroys von seinem Vorhaben abstehen und seine Leute auf die waldige Bergkuppe des Isel zurückziehen. Aber es kamen neue Scharen herbei: die Karneider, Tisenser, Rittener und Sarntaler. Haspinger hatte sich beim Eichhof ostwärts gewendet und sich der feindlichen Stellungen bei den Blumeshöfen und an der Schrofenhütte bemächtigt, so dass er, da sich des Mahrers Kastelrutter, Enneberger und Grödener auf dem Zwischenplateau ausbreiteten, die unmittelbare Verbindung mit Mayrs Kolonne gewinnen konnte. Auch jenseits der Sill sah man Speckbacher in voller Tätigkeit. 2) Das alles gab neuen Mut. „Bürstendick" sah man es von unten heraufkommen, aber „wir wollen sie schon dünner machen, unsre Frau hilft uns", das erfüllte die Brust der zu neuem Vorstoß sich anschickenden Bursche. Unbeirrt von den Geschossen, welche ihnen die im Wiltener Feld postierten Geschütze entgegenspeien, brechen Mayr und Haspinger abermals aus den Höhen vor, und wenigstens eines der gestürmten Objekte, der Sarntheinhof, wird gewonnen, wo der Rotbart 20 Doppelhaken unterbringen lässt, um nun auch mit schwererem Kaliber dem Gegner zu dienen. Andere von seinen Abteilungen bemeisterten sich des Waldes westlich der Schrofenhütte, verbanden sich mit Buchers Flügel, welcher die Gallwiese schon rein gefegt hatte, und erstritten sich in heißem Ringen den Besitz des Husslhofes. 3) Nur ein Rain trennte sie noch von der Ebene. Die Stutzenkolben schwingend, rannten die Burggräfler bergab, allein vor den Geschützen beim Ziegelstadel und den heransprengenden Dragonern mussten sie in den schützenden Wald zurück. Auch die glücklichen Gewinner des Sarntheinhofes meinten im Sturmlauf des Tales mächtig zu werden. Ihnen ward nicht bloß ein kräftiges Halt geboten, sondern sie gingen auch des Sarntheinhofes wieder verlustig. Denn die besten aus Deroys Truppen, die auf den Ruf „Freiwillige vor" sich angeboten hatten, unterzogen sich der Zurückeroberung des Bergabhanges. 4) Vor ihrem Bajonettangriff mussten die Bauern die kaum gewonnene Zone räumen. Allein den Hohlweg,

1) Die meisten und verlässlichsten Angaben bezeichnen halb neun Uhr als Beginn der Schlacht, so Johann Hofer, Weinbach, Knoflach und andere.
2) Einen Augenblick scheinen Mayrs Leute, von Speckbachers Kampf gelockt, sich gegen die Ostseite des Isel gewendet zu haben. Der Fehler wurde schnell eingesehen und auf eine direkte Fühlung mit ihm über die nicht zu passierende Sillschlucht verzichtet. Nach den Aufzeichnungen Anton Plattners (Schützenzeitung 1855, p. 36 ff.), die in gehobener, oft poetischer Sprache, aber nicht immer genau berichten.
3) In der Schützenzeitung 1855, p. 83, wird namentlich die Bravour des Jos. Matthias Troilo am Husslhofe hervorgehoben.
4) Die bayrischen Militärakten rühmen die ausgezeichnete Haltung des Leutnants Simon v. Muck. Maretich II, 180.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 615

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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