570 - Gedanken an Widerstand


Bürger ärgerte ihn. Als er aufgefordert wurde, sich selbst nach der Stadt zu begeben, schlug er es ab, in dieses „Spottstadtl“ wolle er nicht hineingehen. Dass der Feind sich dem Brenner nähere, gab dem Sandwirt willkommene Gelegenheit, sich der lärmenden Soldatenbegleitung zu entledigen, er schickte sie auf die Brennerschanzen. An ihrer Statt füllte sich sein Quartier mit wohlbekannten Landsleuten. Die in den letzten Julitagen bis Brixen marschierten Meraner Kompagnien, welche zu dem geplanten Zug nach Kärnten aufgeboten worden waren, zogen dem Sandwirt nach. Sein Puls schlug frischer, da er wieder gute Freunde, seinen Schwager Gufler (Steinhauser), die Hauptleute Thalguter, Glatzl, Stebele und Anton Wild, den Sohn seines Quartiergebers, um sich sah. Freilich, mit diesen paar Kompagnien war nichts anzufangen. Aber das Volk ließ sich ja rufen. Hofer schrieb wieder seine bekannten Zettel. 1) Solche schickte er an Guggenberg für die Pustertaler, Wild und Gufler mussten über das Timmelsjoch, um die Ötztaler, und weiter von dort über den Piller, um die Oberinntaler aufzusuchen. Georg Hatzl hatte die Sterzinger Gegend zu alarmieren. Von den eigenen Talgenossen forderte der Sandwirt die Stellung von 16 Kompagnien zur Sperre des Kuntersweges. Er selbst ging auf den Jaufen. Auch den herannahenden Feind beschickte er. In einem holprigen Deutsch, das ebenso die Ungelenkigkeit wie die innere Erregung des Schreibers verrät, gab er zu verstehen, dass er zwar vom Waffenstillstand wisse, aber gerade deshalb nicht begreifen könne, was denn der fremde General in Tirol wolle; derselbe soll stehen bleiben, dann wolle man sich ruhig verhalten. 2) Dieses Schreiben traf die französische Division — es war die Rouyers — bereits in Gossensaß.

1) Vom 2. Aug., Sterzing, datiert ein von Hofer und Stebele unterschriebener Zettel an „die Gemeinden in ganz Oberinntal", wo „alles was möglich gehen soll, dann unser teuerstes Vaterland ist alles wert, dann die Unterinntaler sind alle auf, da schon zwei Deputierte zu mir gekommen sind, folglich werden auch da keine Streitigkeiten werden". — Am selben Tag an die Kommandantschaft Meran: „Ober-und Unterinntal greift zu den Waffen, der Feind betragt sich schlecht wie immer." J. M.
2) In eben diesen Tagen forderte der Kaiser den E. Johann auf, beruhigend nach Tirol hin zu wirken: „Nach allen Berichten wird Tirol von allen Seiten angegriffen und das unglückliche Land wird nicht widerstehen können. E. L. sollen daher den Tirolern zu verstehen geben, dass sie keinen unnötigen Widerstand leisten und ihre Kräfte aufsparen, wenn die Feindseligkeiten wieder anfangen sollten. Zugleich muss man ihnen die Versicherung erneuern, dass, wenn man nichts anderes für sie tun kann, man beim Abschluss des Friedens gewiss auf sie und das Schicksal des Landes bedacht sein wird." In einem zweiten Schreiben: „Meine Offiziere sind auch noch darauf aufmerksam zu machen, dass sie suchen sollen, die Chefs der braven Tiroler allenfalls verkleidet in Sicherheit zu bringen." Kaiser an E. Johann, 31. Juli und 3. Aug. (Cop. in J. M.) Diesen Weisungen kam Johann am 6. Aug. nach, zu einer Zeit, da sie gegenüber der Entwicklung in Tirol völlig gegenstandslos geworden waren.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 570

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.