567 - Widerstand an der Klause


bewillkommten. Rusca ließ stürmen, und in einer Stunde war die Stadt von den Franzosen besetzt. Das hereinbrechende Unwetter ahnend hatte sich ein großer Teil der Bürger vor Beginn der Tätlichkeiten geflüchtet. Es war nicht klug gehandelt. Denn Rusca schloss aus ihrer Abwesenheit auf ihre Teilnahme beim Widerstand. Deshalb wurden gerade die Häuser der Entwichenen von den plündernden Soldaten am schlimmsten zugerichtet. 1) In diesem Zustande sahen die durchpassierenden Österreicher die unglückliche Stadt. Wohl lieferten nun Ortsvorsteher der umliegenden Dörfer, wie anbefohlen, Waffen ab und brachten Lebensmittel herbei. Im obern Pustertal jedoch beschlossen die von Luxheim bearbeiteten Bauern, dem Feinde die Lienzer Klause zu sperren. Auch Steger, der schon bis Niederdorf zurückgegangen war, folgte mit seiner Kompagnie dem Rufe zur Klause, die man sogleich zu verhauen begann. 2) Einer der Freiburger Studenten, Hauger, der das Vertrauen der Landstürmer rasch gewonnen hatte und mit einer Offiziersstelle bekleidet worden war, ging schon gegen Leisach, das vor der Klause liegt, auf Patrouille, stieß mit einem französischen Vorposten zusammen und trieb ihn zurück. Das ermutigte die Bauern zum Vorrücken. In der Morgenfrühe des 8. August besetzten sie Leisach, nur dreiviertel Stunden von Lienz entfernt. Da ließ Rusca sein ganzes Korps vorgehen, eröffnete eine wirksame Kanonade gegen das Dorf und gewann es im Sturm. Die Klause nahm die Fliehenden auf. Nach dem ersten Schreck sammelten sich die Bauern wieder. Hauger traf einen Haufen Stürmer im Gebet versammelt um ein Kreuzesbild, ergriff dasselbe und, wie eine Fahne es vorantragend, führte er die Zögernden zum Kampfplatz. Wie gerufen stellten sich die Sextener Schützen unter Achammer ein und übernahmen die Sicherung des rechten Drauufers, während Weber und Hibler von Sillian die andere Seite der Klause besetzt hielten. Da knallte es dem eindringenden Rusca so unheimlich entgegen, dass er nach einem kurzen Versuch von der Klause abließ. Nun suchte sich der Franzose mit dem System des Schreckens den Weg zu bahnen. Das arme Leisach war schon während des Gefechtes in Brand geschossen worden, neun andere Dörfer der Nachbarschaft, wie Oberlienz, Göriach, Stribach usw., wurden am selben Tage noch in Brandstätten verwandelt. 3) Tristach dankte der warmen Fürbitte seines Pfarrers Johann Althuber seine Rettung. An drei Bauern, welche den Soldaten in die Hände geraten waren, wurde

1) Wesentliche Ergänzungen zu Steger bietet Brams Bericht v. 22. Aug. a. a. O. Nach Lienzer Aufzeichnungen kostete dieser Tag mehreren Einwohnern der Stadt das Leben. Kryspin, Die Kriegsereign. in Lienz p. 131.
2) Die Leitung ging auf Steger über, da sich Luxheim, ein feiger Schwätzer, als unbrauchbar erwies.
3) Nach dem Bericht des Landgerichtes vom 23. August betrug der Schaden 232 000 G. J. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 567

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.