549 - Wallners Widerstand


des Passes. Die Mitteilung, dass Kaiser Franz seine Truppen abberufe, beantworteten die Bauern mit der Erklärung, sie seien selbst der langen Strapazen schon satt und möchten zum eigenen Herd zurückkehren, aber von Wallner müssten sie die Erlaubnis haben, welche sie über Nacht einholen wollten. Nun blieb zwar diese aus, allein von Tirol her langten Botschaften ein, die den Waffenstillstand bestätigten. Unter deren Eindruck kam es am folgenden Tage zur Übergabe des Passes. 1)

Roschmann erhielt die Nachricht hievon in St. Johann (i. T.). Der Bestand der Waffenruhe war ihm noch nicht hinreichend bestätigt, daher sann er auf Fortsetzung des Widerstandes. Dass der Lueg ohne Schwertstreich gefallen, hatte er „kaum für möglich gehalten". 2) Die Tiroler Hauptleute Riescher und Fellner entsandte er, den einen über Hochfilzen, den andern über Kitzbühel und den Pass Thurn, um die Kompanien und den Landsturm der Gegend aufzumahnen, und forderte von Wallner, alles zu tun, um den Luegpass wieder zu gewinnen. Dies war zwar unmöglich, aber die Salzachschluchten wollte Wallner mit seinem Genossen Panzl dem Feinde wohl verlegen. Nur 400 Mann sahen sie um sich. Mit diesen warfen sich die beiden in eine Felsenenge an der Halbstundenbrücke bei Taxenbach und hielten einen ganzen Tag (27.) Deroys Division hier auf. Nur durch Benützung eines unbewachten Seitenpfades, mittels dessen ein bayrisches Bataillon den mutigen Thermopylenkämpfern in den Rücken gelangte, forcierte Deroy noch vor Einbruch der Nacht nach erheblichen Verlusten den Weitermarsch. Auch dieser vollzog sich noch nicht glatt. Bei Mittersill stellte sich Thomas Reischer von Kirchdorf mit einem Häuflein Schützen in den Weg, die Annäherung an den Gerlospass suchten zwei Zillertaler Kompanien aufzuhalten. 3) Nur Siebein, welcher von Mittersill die Richtung über Kitzbühel einschlug, begegnete keinem Widerstand mehr. Deroy erreichte nach einem Marsch voll Anstrengungen erst am 1. August die Landeshauptstadt.

Lefebre betrat Innsbruck schon zwei Tage früher. Er hatte während seines Fortzuges durch Unterinntal nur noch die letzten Zuckungen der, wie es schien, entschlummernden Volksbewegung wahrgenommen. Was an Verteidigungsanstalten in Unterinntal bisher getroffen war, ging schnell in die Brüche. Straubs Briefe aus diesen Tagen beleuchten den ganzen Jammer der Auflösung. Jüngst noch von der Schutzdeputation zum Ausharren ermuntert, stand er mit 300 Mann an der Zillerbrücke bei Strass. Dass er mit dieser Handvoll gegen den vorrückenden Marschall nichts anfangen könne, war ihm klar. Von allen Posten sah er die Leute

1) Bericht des Bischofs an den König, 30. Aug. M. St
2) Roschmanns Briefe an Wallner v. 23., 24. und 26. Juli. M. St.
3) Pichls Bericht a. a. O.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 549

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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