483 - Teimers Ankunft


Bauverwalter Ammann, bei dem noch bayrische Soldaten versteckt gefunden wurden, kam in Arrest; ein Baron Rost, dem man nachsagte, er habe den Bayern bei der Geschützbedienung geholfen, wurde geprügelt und gefangen, sein Haus geplündert. Speckbacher sandte zu Hofer. Auch dem ging es nicht anders. Nicht eine ganze Passeirer Kompagnie brachte er zunächst zum Abrücken nach Hall. Da die Leute in Innsbruck keinen Feind mehr trafen, begannen sie sich zu verlaufen. Viele Burggräfler machten sich auf, um im nahen Wallfahrtsort Absam ihre Andacht zu verrichten und danach auf dem kürzesten Wege die Heimat aufzusuchen. Und eigentlich war es kein unrichtiger Instinkt, der ihnen eingab, die Hauptsache sei getan, eine Verfolgung des Feindes zu spät und daher zwecklos.

In Innsbruck war Teimer der erste, welcher den Gedanken aufgriff, den Bayern nachzusetzen. Dabei erwachte der in ihm steckende Bramarbas. Vielleicht träumte er von einer Kapitulation, wie sie ihm mit Bisson gelungen. So erließ er an Deroy ein tolles Schreiben, wo er von 50 000 Schützen deklamierte und von der Vernichtung des Grafen Arco in Scharnitz. „Zu entkommen ist keine Möglichkeit." Also möge sich Deroy zu einer ehrenvollen Übergabe bequemen. 1) Praktischer war es, dass Teimer sich nach Leuten umsah, die ihm ins Unterinntal mitgehen wollten. Von denen, die er aus dem Oberland mitgebracht, folgten ihm die wenigsten. Ertel bewilligte ihm eine Handvoll Soldaten. Buol gab aus seinem entfernten Standquartier am Brenner eine Kompagnie ab. Selbstverständlich, dass Speckbacher und Teimer erst dazu kamen, den Rücken des Feindes zu beunruhigen, als dieser schon nahe der Landesgrenze stand. Hofer fuhr noch am 30. nach Hall, den folgenden Tag bis Rattenberg, aber der Gegner war stets eine Tagreise voraus.

Wenn Deroy auf seinem Weitermarsch beunruhigt wurde, so geschah es von den Unterinntalern, denen sowohl der abziehende Feind als des Sandwirts und Teimers Aufrufe das Zeichen waren, sich wieder zu Kompagnien zu formieren und, so gut es eben ging, die Bayern zu behelligen. Der

1) Nach Hormayr II, 177 soll Teimer dieses Schreiben sogar schon am Morgen, also vor seiner Ankunft in Innsbruck, erlassen haben. Der unerwartete Abzug der Bayern hatte die bäuerliche Einbildungskraft stark erhitzt. So schreibt Jos. Gufler an Andreas Auer, den Ortsrichter in Passeier, 30. Mai aus Innsbruck: „Der Feind floh nachts nach Hall. Aber auch da war ihm der Weg versperrt und er kam in einen Feuerregen. Nun ist er dort eingeschlossen bei Volders vom Unterinntal her durch General Hiller und Jellachich und von da aus durch fast 40 000 Schützen und etwas Militär, man hofft auf baldige Kapitulation." J. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 483

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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