428 - Teimers und Vejders Rückkehr


den von Klausen eintreffenden Oberst Volkmann zu erwarten hatte; vereint sollten sie nach Toblach gehen. 1)

Teimer fand also am 18. die Brennerstrasse leer bis zur Passhöhe, wo noch Buol saß. 2) Den Oberstkommandierenden konnte er erst in Mittewald einholen. In lebhafter Rede schilderte Teimer, wie die Bayern voll Furcht seien, da sie nur langsam und unter allen Vorsichtsmaßregeln vorgehen, und dass sie zu weiteren Unterhandlungen bereit wären. Jeder seiner Sätze war eine Mahnung zur Umkehr über den Brenner. Da war jedoch alles Vorstellen vergebens. Chasteler wollte seit jener Misshandlung in Hall von einer Berührung mit dem Volke nichts mehr wissen. Er meinte oder gab sich den Anschein zu glauben, der Feind verlange nach einem militärischen Bevollmächtigten, um weiter über einen Stillstand zu handeln, und dazu bestimmte er seinen Adjutanten, Major Vejder. Mit Absicht wurde dessen Kreditiv noch vom Brenner datiert; insgeheim sollte er Lefebres Absichten zu erforschen trachten. Um 10 Uhr in der Nacht verabschiedeten sich Teimer und Vejder von Chasteler im Posthaus zu Mittewald. Sie mussten sich beeilen, denn um 6 Uhr morgens lief der von Wrede gewährte Termin ab. Als sie um Mitternacht nach Sterzing kamen, zog eben Buol, der auch schon den Brenner verlassen, in die Stadt ein. Teimer, welcher noch immer an Fortsetzung des Widerstandes dachte und dazu nicht jeglichen militärischen Beistand vermissen wollte, griff zur List und suchte Buol wieder nach dem Brenner zu bringen, indem er sich auf einen Befehl Chastelers berief, wonach Buols Truppen den ganzen Straßenzug vom Brenner bis gegen Innsbruck in Obacht behalten sollten. Wenn ihm dabei entgegnet wurde, dass schon feindliche

1) Marschall stand seit der Rückkehr aus Trient wieder in Brixen. Den Befehl Chastelers zum Rückzug befolgte Oberst Volkmann nur zum Teil (er ließ Leiningen in Trient) und zögernd. E. Johann ärgerte sich darüber weidlich. Das deutete, so notiert er, noch immer auf den Eigensinn Volkmanns, welcher Südtirol nur besetzt hielt, weil damit nicht die geringste Gefahr verbunden war; er zeigte damit, wie wenig er höhere Befehle befolgte und wie wenig ihn das Schicksal von Nordtirol kümmerte. — Seinen Abzug vom Brenner notifizierte Chasteler der Deputation in einem Schreiben (18. Mai „in der Früh"): Niemand brauche sich über diesen seinen Entschluss zu beklagen, nachdem er bei Wörgl, wo er sich wie ein gemeiner Soldat der Gefahr ausgesetzt, 2000 Mann, Buol bei Schwaz wieder 300 verloren habe. Er fährt dann fort: „Meine Truppen sind bestimmt für ganz Tirol, und ich kann sie nicht zum Schutz des Innkreises allein aufreiben lassen. Ich muss auch die beiden andern Kreise schützen. Meine Verbindung mit Buol war, nachdem die Bauern selbst unsere Boten auffingen, äußerst gefährdet, und deshalb musste ich denselben näher an mich ziehen." Wolle der Feind .verhandeln, so sei er bereit, einen Offizier zu senden. L. A.
2) Dass Buol nach seiner Ankunft an der Brennerstrasse wieder von Bauernscharen begleitet war, zeigt eine Meldung des Jos. v. Stolz an die Schutzdeputation vom 18. Mai aus Schönberg: „Ich teile die traurige Nachricht mit, dass 1800 (?) Soldaten und 2000 Landstürmer, kaum dass sie in Matrei angekommen waren, gestern abend eilig zum Brenner geschickt wurden." L. A.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 428

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.