397 - Zustand im Strubpass


der Gefahr am nächsten stand, träumte noch immer von Vorstößen über die Grenze, und am Tage, da Wrede schon gegen den Strub stürmte, bestätigt er Hormayr den Empfang des Befehles, wonach die unterinntalischen Hauptleute aufzufordern waren, „im Rücken der französischen Armee beunruhigende Bewegungen zu machen". Der Unterintendant bestärkt seinen Chef in solchen Plänen: „Das Landvolk ist dazu sehr geneigt. Ich bin sehr für solche Bewegungen, das Volk werde ich zu allem gewinnen. Ich möchte sehr raten, mit dem Hauptkorps des Militärs einen Ausfall nach Salzburg, mit den andern Teilen über Reutte und Scharnitz in den Rücken der Franzosen zu machen." 1) Die Landesmark schien ihm vollkommen ausreichend gesichert. 2) Noch im Augenblick, da Alarmberichte Chasteler veranlassten, seine Innsbrucker Reserve nach Unterinntal in Bewegung zu setzen, rüstete sich Hormayr zu einer Ausfallstour tief hinein ins Bayrische, die er, begleitet von Giovanelli, an der Seite des Generals Buol bis Murnau auszudehnen gedachte. 3) Auch nach Reutte wurde eine starke Zahl neuer Kompagnien entboten, um von dort aus die Aktion im Teimerschen Stile fortzusetzen. 4)

Indem der Feind sich entschloss, den Strubpass zu forcieren, wählte er einen Punkt, der sehr schwach besetzt war. Gerade in den letzten Tagen hatte die dortige Besatzung noch Kompagnien an benachbarte Grenzorte abgeben müssen, sie bestand nur aus der Jochberger Kompagnie unter Oppacher und einer von Kitzbühel des Hauptmanns

1) 11. Mai. Roschmann bedauert lebhaft, dass Fenner nicht auf solche Projekte eingeht.
2) Vgl. Roschmanns Erklärung ob. p. 390.
3) Hormayr an E. Johann, 11. Mai: „Diesen Augenblick rückt Buol über die Scharnitz; weil ich mit der dortigen Gegend bekannt bin, so werde ich ihn morgen bis Murnau begleiten." — Eben während dieser Abwesenheit sollte Dipauli an den Sitzungen der Deputation teilnehmen. — Auch Giovanelli meldet 11. Mai (A. G.) nach Hause: „Die Gefahr ist jetzt nicht groß, an den Grenzen wird es immer Kämpfe geben, aber die Verbindung mit Salzburg wird wahrscheinlich bald hergestellt sein, die Nachrichten von der deutschen Armee lauten fortwährend günstig. Von allen Seiten wird (unsererseits) ein Ausfall gemacht." — Kundschaftende Scharnitzer Wildschützen melden am 10. Mai, dass sie bis Benediktbeuren und Tölz keine Soldaten erfragt hätten. L. A.
4) Es organisierten die Ausschüsse des Gerichtes Ehrenberg 24 neue Kompagnien (L. A.): Reutte 3 mit den Hauptleuten Jos. Ant. Nigg, Ant. Leitenstorfer und Andr. Stockmayr, Aschau 4 unter Zyrill Sprenger, Andr. Nauss, Martin Scheiber und Franz Jos. Kerle, Tannheim 3, Lechtal 7 unter Jos. Scharf, Ignaz Scheidle, Jos. Lumpper, Karl Kropf und Peter Bader, 9 aus den Gemeinden Ehrwald, Biechlbach, Heiterwang, Biberwier und Lermoos unter Pfennig, Jäger, Wille, Hosp, Kerber und Dietrich — im ganzen 3220 Mann. — In anderen Landesteilen finden sich vereinzelte Beispiele geringerer Geneigtheit, den Aufgeboten nachzukommen. Das Gericht Schwaz, das schon 1100 Mann gestellt, erklärte 10. Mai seine Unvermögenheit zu weiterem (L. A.) Am 12. Mai meldet der Richter von Steinach (M. St.), dass die Gemeinde Pfons trotz allen Zuredens zur Stellung der auf sie entfallenden 34 Mann nicht zu bewegen sei.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 397

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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