392 - Besuch Memmingens


König entsandte er Botschaft, er lasse demselben „seine Empfehlung melden", und fordere eine bessere Behandlung der in Bayern gefangenen Tiroler, sonst würde es der König „da wir ohnehin bald nach München kommen werden", zu bereuen haben. 1) Aus der gemachten Beute wurde nicht viel nach Reutte zurückgebracht, von den ordnungslosen Freischärlern wurde das meiste zerstreut und vertragen. Unter dem, was durch Teimer aus Kempten nach Tirol gelangte, waren entführte Amtsschriften und eine Münzensammlung; jene wurden nach Beendigung des Krieges in Reutte vorgefunden, diese kam, wenn auch nicht mehr vollständig, durch Dipaulis Vermittlung aus Bozener Besitz an Bayern zurück. 2)

Eine seiner fragwürdigen Expeditionen dehnte Teimer bis Memmingen aus. In dieser Gegend war die Bayernherrschaft noch nicht alten Datums, und die Bevölkerung schwärmte nicht sehr für die königlichen Blauröcke, deren überhaupt nicht viele gegenwärtig waren. Die wenigen, welche sich mit heimischer Miliz verstärken wollten, schnitten dabei gewöhnlich schlecht ab. 3) Kaum feindlichen Mienen, viel weniger Taten begegneten die bis

1) Polizeidirektor Stetten an Montgelas, 17. Mai. M. St.
2) Es war ein „niedliches Kästchen" mit 24 Laden, nicht das Erbstück eines verstorbenen Domherrn (Hormayr), sondern herrührend von den Kemptener Äbten. Nach dem Katalog enthielt die Sammlung 1359 Stücke. Manches davon wurde verstreut. 5 Stücke fanden sich später beim Hirschenwirt Jos. Stecher in Mals, dem sie nach seiner Angabe Teimer geschenkt hatte, 6 andere bei Joh. Holzknecht. Dieser machte 1810 folgende Aussage. Am 9. Juni 1809 saßen er, Hofer, Teimer und Hormayr in der Burg zu Innsbruck beisammen, als jemand ein daselbst vorhandenes Kästchen öffnete, worin viele Münzen in „numerierten Tatlen" lagen. Auf Geheiß Hormayrs wurden die in den Kerben fest einliegenden Exemplare herausgestochen und verteilt. Holzknecht sah es nicht gern und meinte, es sei Schade, die Stücke auseinander zu geben. — Was die Anwesenden nicht nahmen, ließ Hormayr in zwei Säckchen sammeln und nach Bozen bringen. Ein ungenannter Privatmann übergab sie dort 1810 an Dipauli, der sie dem bayrischen Hofkommissär Graf Thürheim zustellte. Bei der Revision fanden sich über 2000 Stücke, da viele moderne Münzen daruntergemischt waren. (Gerichtliche Aussage Holzknechts und Bericht Thürheims an den König v. 9. April 1810, M. St.) Hormayr versichert (II, 157), die Sammlung sei ohne „wissenschaftlichen und vollends ohne Geldwert" gewesen, „nur die Dummheit konnte hier einen numismatischen Schatz wittern". Diese Ereiferung fällt etwas auf. Ihr gegenüber steht fest, dass Bayern seit Ende 1809 eifrig nach dieser Sammlung in Tirol suchen ließ. Der König übergab die zurückgestellte Kollektion der Akademie, die Stücke sollten sortiert und dann der königlichen Münzsammlung einverleibt werden. Vgl. Riggauer, Gesch. d. kön. Münzkabinetts in München, p. 22.
3) Hauptmann Xylander zog von Augsburg mit einigen Soldaten aus, um das Bürgermilitär gegen die Tiroler aufzubieten, die gegen Memmingen zogen. Zuerst berührte er Schwabmünchen, das zwei Milizkompagnien stellen sollte: nicht ein Mann war zu haben, nicht einmal ein Tambour. Ebenso war es in Türkheim, wo auch eine kräftige Ansprache des Richters nichts nützte. Xylander ging selbst in die Häuser, musste sich jedoch überzeugen, dass nur die Weiber zurückgeblieben, die Männer in den Wald entlaufen seien. In Mindelheim kam es zu einer förmlichen Revolte, und Schimpfworte auf den König wurden gehört. Der Hauptmann, unter die Schreier tretend, wurde beleidigt, am Leben bedroht und vernahm, die Bayern sollte man hängen. Nur mit Hilfe seiner Dragoner rettete er sich aus dem Haufen. Xylander an den Generalkommissär des Lechkreises, 15. Mai. M. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 392

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.