385 - Verstimmungen Hormayrs


Lokalität kundigen Generäle" und Hormayrs, „unseres Geschichtsschreibers und Lieblings seines Vaterlandes". 1) Mit dem Inslebentreten dieser Schutzdeputation, meinte Hormayr, sei der versprochenen Wiederherstellung der alten Verfassung Genüge geschehen, weiter zu gehen wäre Verwirrung stiftend. 2) So hielt der Intendant, unbeirrt durch eine ständische Kontrolle, die Fäden der Landesverwaltung in seiner Hand. Seine Berichte darüber an die ihm übergeordneten Stellen lauten selbstzufrieden und zuversichtlich. Weniger erfreut war er über die Beobachtung, dass man nach seiner Abreise von Südtirol dort seiner fast vergaß. So pflegten der Sandwirt und Hauptmann Tschöll sich in ihren Anliegen an den alten Herrn v. Giovanelli zu wenden und die Intendantschaft ohne jeden Bericht zu lassen. 3) Ja Hofer erlaubte sich, hinter Hormayrs und Chastelers Rücken Gesandte an Erzherzog Johann zu schicken, um dessen Befehl zu ihrer Beteilung aus der Operationskasse zu erwirken, und Johann nahm keinen Anstand zu willfahren. 4) Was aber dem Intendanten am wenigsten gefallen mochte, war die ihm bekannt gegebene Absicht des Kaisers, einen Hofkommissär mit der festen Regelung der Dinge im Lande zu betrauen. Hormayr, über die in Aussicht genommenen Personen befragt, hatte darauf die kurze Antwort, unter den jetzigen Verhältnissen sei diese Frage kaum am Platz. 5) Die Mai-Ereignisse bestätigten vollauf diese Bemerkung.

Das Unglück der österreichischen Hauptarmee machte sich in seinen Wirkungen im Norden wie im Süden Tirols bemerkbar, und an der südlichen Seite zuerst. Erzherzog Johann gab sein bisher erfolgreiches Vordringen auf italienischem Boden auf und beschloss den Rückzug, um zur Verteidigung der alten Erblande nahe zu sein. Einen Augenblick gedachte er sich selbst nach Tirol zu wenden und damit einen lieben Traum zu

1) Die Worte klingen stark nach Hormayrscher Inspiration. Rapp (p. 207) druckt dieses „innigste Dankschreiben der tirolischen Stände" ab, merkt aber doch dabei an, es sei nur unterzeichnet gewesen von je einem Prälaten, Adeligen, Bürger und Bauer (eben Mitglieder der Deputation).
2) Die Deputation, schreibt Hormayr an Goëss, ist man dem Lande schuldig, „weil es sich wegen des Umsturzes seiner Verfassung erhoben hat und weil unsere Aufrufe diesen Bruch der Friedensbedingung mit Recht als Beweggrund des Aufstandes angeben".
3) Deshalb schreibt offenbar in Hormayrs Auftrag Giovanelli d. j. seinem Vater, er möge doch Hofer und Tschöll verhalten, über ihren „Stand und Bedarf" bei der Intendantschaft sich auszuweisen, was bisher noch von keinem geschehen sei. 9. Mai.  A. G.
4) So klagt Hormayr dem Minister O'Donell. Solch ein Vorgang, sagt er, war wie eine „Persiflage unserer Not". Hofers Boten waren sein Adjutant Jakob Dallavecchia, Johann v. Lutterotti und Jos. Morandell. Sie sprachen im Namen Südtirols. Johanns offene Ordre v. 16. Mai. J. M.
5) Hormayr an E. Johann, 8. Mai. J. M.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 385

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.