288 - Einrücken der Österreicher


Postmeister Guggenberg daselbst, einem der Vertrauten, hochwichtiges auszurichten: 1) morgen kommen die Österreicher und der Herr Postmeister tät bitten, der Herr Kurat, welcher schon anno 97 fleißig mitgeholfen und das allgemeine Zutrauen genieße, möge teilnehmen an der Ausführung dessen, was der kaiserliche Kommandant von der Gegend verlange. Auf die Frage des Geistlichen, was denn los sei, entgegnete der Besucher, die Bayern drohten mehreren Orten mit Brand, man wolle nun diese Mordbrenner verjagen. Dem Kuraten fuhr es in die Glieder. In den Nachmittagsstunden lief er in seiner Pfarre umher, bestellte "alle guten und vertrauten Schützen", jeden in Sonderheit, dass einer vom andern nicht wusste, sie sollten sich für den Abend des nächsten Tages bereit halten, und wo das Lauffeuer zuerst aufginge, hätten sie sich ,,in einem gewissen Gebüsch außer dem Dorfe" zu sammeln. 2) Ähnlich werden wir uns den Vorgang in unzähligen Dorfschaften zu denken haben. In Passeier zeigten sich an diesem Tage schon bewaffnete Bauernhaufen, welche, um ihr Vorhaben befragt, dem Uneingeweihten erwiderten, der Krieg habe angefangen, sie wollten sich in Bereitschaft halten. 3)

Um Mitternacht vom 8. auf den 9. April ordnete Chasteler in Oberdrauburg sein Korps zum Einmarsch in Tirol: drei Bataillone Hohenlohe-Bartenstein, ebenso viel vom Regiment Lusignan, ein Jägerbataillon, zwei Kärntner Landwehrbataillone und drei Eskadronen von Hohenzollern-Chevaulegers. Einige Stunden vorher ritt ein Trompeter die Drautalstraße hinauf, um im Namen des Erzherzogs Johann dem ersten bayrischen Vorposten die formelle Kriegsansage zu übergeben. Am Himmel, so schildert Hormayr den Augenblick des Auszugs, war gewaltige Bewegung, gegen den Morgen klärte sich das Wetter auf und verhieß guten Marsch und einen freudigen Tag. Und diese Prognose erfüllte sich genau. Es war Sonntag, viel Volk hatte sich des Kirchenbesuches wegen in Lienz eingefunden. Schon um die siebte Morgenstunde zeigten sich auf der Straße vor der Stadt die ersten österreichischen Soldaten. Freudige Bewegung bemächtigte sich der Bevölkerung. Alles eilte hinaus, um die Ankommenden zu begrüßen, da konnte auch ein losbrechendes Schneegestöber keinen Einhalt tun. Um 9 Uhr hielten Chasteler und der Intendant feierlichen Einzug unter Glockengeläute und Böllersalven, vor

1) An diesem Tage war auch Kolb wieder tätig in Pustertal, da er den Österreichern vorauseilte. Staffier, Tir. u. Vor. II, 183.
2) Lantschners Bericht an Jos. Pühler. A. G.
3) Meldung des Ortsrichters Auer nach Meran, 8. April. Sich entschuldigend, dass er nichts Genaueres berichten kann, setzt er bei, seit mehr als einer Woche sei er nicht aus dem Haus gekommen, da er täglich viermal Medizin nehmen müsse. J. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 288

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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