265 - Militärische Vorbereitungen


viele Mühe wie ein Lauffeuer“ sowohl auf der Straße über Brixen, wie auch durch die Seitentäler Abtei, Enneberg, Buchenstein, Deutsch- und Welschnofen bis nach Fleims und ins welsche Etschtal die Proklamationen gelangen lassen können. Für die vor der Konskription Flüchtigen stellte der Erzherzog in Salzburg (unter General Baron Legisfeld) und in Villach Werbekommandos auf. Seine Agenten hatten auch den nördlichen Landesposten Achental, Scharnitz und Reutte ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden, für Innsbruck, Schwaz und Hall fortwährend vertraute Kundschaften ab- und zugehen zu lassen. Den Platz von Sterzing durften sie nicht aus dem Auge verlieren, damit die Verbindung über den Jaufen ins Sarntal und namentlich nach Passeier, „auf das wir vor allem rechnen können", aufrecht bleibe. Neben dem Landvolk, „das uns ohnehin zugetan ist", sollte nun auch vorsichtige Annäherung bei den übrigen Klassen versucht werden, „da jetzt mancher bei uns um jeden Preis als gut gesinnt bezeichnet werden möchte, weil Bayern seine anfänglich getreuesten Anhänger am schnödesten sakrifiziert und durch die fortwährende Versetzung der Beamten ebenso scharf jedes Familieninteresse wie das Gesamtinteresse verletzt“. Wahrscheinlich infolge jüngst eingelangter Berichte peinigte jetzt den Erzherzog noch besonders der Zweifel, ob die Bauern wohl hinreichend mit Gewehren ausgestattet seien. Sogar vom Kaiser wurde er darüber interpelliert. 1)

Zum 30. März war der Prinz nach Wien gekommen, um noch einmal das Unternehmen gegen Tirol durchzusprechen. Er hatte die Genugtuung, dass sein ganzer Plan gebilligt wurde. Schwierigkeiten von Seite des Feindes erwartete man nicht. Man kannte die Geringfügigkeit der anwesenden Streitkräfte und schloss aus dem Mangel angelegter Magazine, dass an eine Verstärkung nicht gedacht werde. Die Beratung endete mit der Entschließung, Tirol sei auf alle Fälle zuhalten, nötigenfalls auch mit einer großen Truppenmacht. Für das nach Tirol unter Chasteler zu entsendende Korps wurden die Truppenteile designiert. Es war etwas stärker, als anfangs projektiert war, eine Vermehrung nach Umständen wurde in Aussicht genommen. Am 8. April, da auch die Kriegsansage nach Tirol erfolgen sollte, hatte es sich in Oberdrauburg oder Radegund zu sammeln. Zunächst war Vorrückung auf die Höhe von Brixen bestimmt, von wo aus Abteilungen bis auf den Brenner und nach Bozen vorzuschieben waren. Brixens wollte man sich „auf eine standhafte Art" sichern, dazu sollte Oberstleutnant Bonomo mit einigen Genieoffizieren das Korps begleiten. 2) Soweit sie die Dinge in Tirol betraf, war die Stimmung in Wien zuversichtlich und gehoben, im Übrigen blickte man in eine ungewisse Zukunft. Als sich die Erzherzoge Johann, Josef, Anton,

1) Kaiser an E. Johann, 1. April 1809. A. J.
2) E. Johann an Chasteler, 1. April 1809.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 265

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.