Wehe dem Lügner!

Unter der Karlsburg sind die Keller verstürzt und verfallen, aber drinnen glänzen des alten Kaisers Truhen noch voller Gold. Ein Müller, ein schlechter Mann, dem das Geld der Herrgott war, schlich einmal am Palmtag verstohlen hin, da war der Berg offen, und eine Frau in altertümlichem Gewand saß davor und fragte ihn, was er begehre. Der Müller klagte und weinte und schlug die Hände überm Kopf zusammen, die Mühle sei ihm verbrannt und er sei ein Bettelmann worden. Das war aber alles erstunken und erlogen. Doch die Frau zeigte ihm im Burgkeller ein Faß voll gemünztes Gold, und daraus füllte sich der Müller den Zwilchsack voll, ging heim und lachte sich ins Fäustlein. Wie er zu seinem Bach kam, setzte er den Sack ab und wollte sich an den harten gelben Groschen freuen, aber da waren nur lauter schwere Steine im Sack drin. Fluchend rannte er seiner Mühle zu, doch die Mühle stand licherloh im Feuer.

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)