Das Seeweib

Am Teufelsee schlugen zwei Knechte Holz. Wie die Zeit zum Mittagsbrot da war, setzten sich die zwei auf einen Steinriegel und ließen die Füße hängen und aßen. Von dem Riegel aus konnten sie weit über den finstern See hin schauen. Auf einmal reckte sich mitten aus dem Wasser ein Weib und schwamm auf die Knechte zu. Das Weib trug ein bläuliches Gewand und glänzte wie lauter Silber. Wie sie ans Ufer kam, schlug sie einen Purzelbaum, daß die zwei Knechte ihre schwarzen Schuhe sehen konnten. Nachher verschwand sie. Aber die Holzhackerbuben liefen schleunig davon, sie fürchteten, das Seeweib könnte noch einmal kommen und sie ins Wasser reißen.

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)