Schatzgräber

Der Krischko aus Gansau hatte vernommen, daß hinter Prag wo ein Schatz liege, zwei Ellen unter der Erde, ein halber Strich Gold und Silber, und er stiftete elf Leute an, mit ihm den Schatz zu heben. Vorerst mußten sie den Teufel vorladen, dazu brauchten sie drei Schwarzbücher; weil sie aber nur zwei hatten, schickten sie den Preuß aus Helmbach nach Bayern hinein, weil sie dort einen Bauern wußten, der ein solches Zauberbuch unter einem Baum vergraben hatte. Der Bauer hätte das Buch gern hergegeben, doch seine Söhne wollten nicht; zuletzt aber erstand es der Preuß um sechshundert Gulden. Wie er wieder daheim war, riefen sie in einer Haarstube in Freiung den Teufel an. Da rumpelte es wie ein Donner und der höllische Geist stürzte durch den Rauchfang herunter mitten unter die zwölf und lechzte: "Der Jüngste gehört mir!" Jetzt schrie der Preuß: "Jesus Maria Josef, das war ja ich!" Wie der Teufel die drei heiligen Namen hörte, drehte er sich um und rumpelte hurtig wieder zum Loch hinaus.

Nach einigen Wochen kam ein Herr aus der Kreisstadt Pisek daher, der hatte ein kaiserkönigliches Gewand an und begehrte das ganze schöne Geld, das die zwölf Schatzsucher gesammelt hatten, und nahm auch die Schwarzbücher mit. Sie hörten weiter nichts mehr von ihm. Wer es war, weiß man nicht. Es hatte sich damals keiner getraut, daß er ihn gefragt hätte.

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)