Ein Landsmann

Im Norden Deutschlands, weit weit vom Böhmerwald weg, steht an dem Fluß Aller die Burg Hudemühlen. Dort hielt sich in alten Zeiten ein unruhiges Geistlein auf mit Namen Hinzelmann, das polterte in den Nächten über Böden und Stiegen und Kammern und Saal, plagte die Mägde, schreckte und neckte die Knechte und trieb allerhand Unfug. Nur den zwei schönsten Schwestern des Ritters diente er artig und treu und er schlief sogar oft nachts zu ihren Füßen. Ihre Freier aber verscheuchte er, und so geschah es, daß die zwei schönen Schwestern schließlich unverheiratet blieben. Einmal ertappte der Burgherr den Kobold und fragte ihn, woher er denn sei. Da drehte der Hinzelmann seine rote Kappe in den Händen und sagte: "Ich bin aus Böhmen, dort hat man mich vertrieben. Meine Frau Mutter ist eine gute Christin gewest, und mein Weib heißt Hillebiegel, und sie lebt noch im Böhmerwald."

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)