Fegfeuer

Im Seewieser Gericht wächst eine Eiche, drunter liegt die Simandelbäurin begraben. Die Simandlin war ein boshaftes Weibsbild, sie vergönnte ihrem Mann und den Nachbarsleuten keine ruhige Stunde und ihre Zunge stach noch viel mehr als Disteln und Dörner. Als sie verstorben war, wollte sie geistern gehen, drum mußte sie mit Gewalt ins Grab gebannt werden. Ein einziger Geistlicher reichte dazu nicht aus, es mußten ein Bischof und acht Pfarrer her, die erst brachten es zuweg, daß sie Ruhe gab unter der Erde. Aber nach hundert Jahren soll sie wieder umgehen, und die hundert Jahre sind bald herum.

Ein übles Weib ist ärger als ein Wetter am Himmel.

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)